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Wie viel Windstrom braucht ...

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veröffentlicht 26.04.2010

von Dr. Lutz Niemann

Wie viel Windstrom braucht Deutschland?
Gedanken zur Windstromerzeugung

“Wir brauchen mehr Erneuerbare Energien“, diese Meinungsäußerung hören und lesen wir in Deutschland fast täglich. Ist das wirklich so? Dieser Frage sollte nachgegangen werden.

Zu Deutschlands Energiemix bei der Stromerzeugung sind seit 1998 in großem Maße die Erneuerbaren hinzu gekommen, eben der Windstrom und der Solarstrom. Laut Gesetz ist dieser Strom von den Netzbetreibern bevorzugt abzunehmen, auch wenn er nicht benötigt wird, auch wenn dafür andere billiger produzierende Kraftwerke vom Netz genommen werden müssen.

Deutschland hat inzwischen eine Windleistung von rund 25 000 MW installiert, das ist mehr als die Leistung aller unserer Kernkraftwerke von rund 21 500MW. Im Falle hoher Windstromeinspeisung muß man andere Kraftwerke abschalten. Das sind von den fossil befeuerten Kraftwerken zuerst die Gaskraftwerke, denn diese haben Turbinen, die der schnell wechselnden Windstromeinspeisung am besten folgen können. Reicht das nicht, müssen auch Kohlekraftwerke abgefahren werden, und als letztes auch Kernkraftwerke. So muß das Kernkraftwerk Unterweser sehr oft, aber auch das Kernkraftwerk ISAR in der Leistung zurück genommen werden. Deutschland nimmt billigen Strom aus dem Netz, teurer Strom wird statt dessen genommen. Warum brauchen wir das? Diese Frage konnte bisher noch von niemandem nachvollziehbar beantwortet werden.

Es ist inzwischen nicht mehr möglich, bei Starkwind den gesamten Strom im Lande zu verbrauchen. Dann fließt der Strom hinaus über die Grenzen. Der zunehmende Stromexportsaldo Deutschlands in den letzten Jahren liegt auch in der zunehmenden Windstromerzeugung der letzten Jahre begründet, wie es nachfolgender Tabelle zeigt:

Der Stromaustausch von Deutschland in Mill. kWh/Jahr (Quelle: www.ucte.org) im Vergleich zur Windstromerzeugung (Quelle www.windstrom-kosten.de)

Jahr

Import

Export

Saldo (Export)

Windstromerzeugung

2001

43 903

43 955

52

10 500

2002

46 217

45 541

- 676

16 800

2003

45 758

53 823

8 065

18 900

2004

44 214

51 519

7 305

25 500

2005

53 462

61 922

8 460

26 500

2006

46 140

65 912

19 772

30 300

2007

44 270

63 385

19 115

38 600

2008

40 245

62 695

22450

42 000

2009

 

 

 

38 100

Deutschland erhält für den exportierten Windstrom einen Preis, aber nicht den vollen Preis der Einspeisevergütung, den die Windmüller erhalten, sondern einen geringeren Preis um 3ct/kWh. Die Differenz ist Deutschlands Verlust – warum brauchen wir das?

Die Preisbildung über die Grenzen erfolgt nach Marktgesetzen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, wenn das Angebot groß ist, fallen die Preise. Und im Jahre 2009 ist der Preis oft sehr weit gefallen, er ist sogar negativ geworden, mindesten 18 mal (FAZ vom 10.12.2009). Deutschland war dann der ”billige Jakob“ auf dem westeuropäischem Strommarkt, für den außer Landes fließenden Windstrom musste noch Geld dazu gegeben werden. Besonders schlimm war das am letzten Weihnachten, in der Nacht vom 25. zum 26. Dezember, die Preise erreichten minus 1,5 EURO/kWh. Mit dem im Ausland zu entsorgenden Windstrom flossen schnell einige Millionen EURO hinaus über die deutschen Grenzen – warum brauchen wir das?.

Viele Menschen meinen, dass mit der zusätzlichen Quelle des Windstroms unser Land mehr Unabhängigkeit von den Energielieferungen aus dem Ausland gewinnt. Aber auch das ist ein Irrtum, wie ein Blick in die Technik lehrt: Das Stromnetz wird im „Lastfolgebetrieb“ gefahren, d. h. die Stromerzeugung muß den Stromanforderungen aller Kunden folgen. Die Regelung erfolgt über die Netzfrequenz, das hat physikalische Gründe. Nun kann der Wind keinen Lastfolgebetrieb gewährleisten, er bläst nun einmal nicht auf Anforderung. Es muß im Netz zusätzlich zu den schwankenden Anforderungen der Kunden auch noch der unregelmäßig blasende Wind durch „back-up“-Kraftwerke ausreguliert werden. Dazu eignen sich nun einmal am besten Gaskraftwerke, und so hatte der Ausbau der Windkraft einen Ausbau der Erdgaskraftwerke bei uns zur Folge, mit dem Ergebnis einer zusätzlichen Abhängigkeiten von den Lieferländern, insbesondere von Russland. – Warum brauchen wir das?

Als Ausweg aus dem Dilemma wird das ”smart grid“ angeboten, eine „”ntelligente“ Vernetzung von Erzeugern, Verbrauchern und Speichern, was nichts anderes bedeutet, als das nun auch der Stromverbrauch gesteuert werden soll. Stromverbrauch dann, wenn der Wind weht oder die Sonnen scheint, schmackhaft gemacht durch das schmückende Adjektiv ”intelligent“, wer kann dazu schon nein sagen?

Die Einführung des EEG läuft unserer freien Marktwirtschaft zuwider, es ist die Rückkehr zur Planwirtschaft unter dem Deckmantel von naiven Sprüchen wie ”Der Wind bläst kostenlos“ (Inge Niedek) oder ”Die Sonne schickt uns keine Rechnung“ (Franz Alt). Ökosozialistische Ideen einer staatlichen Zwangswirtschaft sollen eingeführt werden, jetzt mit neuem attraktiven Namen wie Umweltschutz, Klimaschutz.... Teurer Strom, den niemand freiwillig kauft, wird uns per Gesetz aufgezwungen. Die Planwirtschaft hat den Menschen noch nie gut getan, 1989 ist ein Großexperiment dazu gescheitert. Sie wird auch jetzt wieder scheitern, spätestens dann, wenn Deutschlands exportorientierte Wirtschaft an zu hohen Preisen für seine Waren gescheitert ist. Dann wird es wieder heißen ”Wer hätte das gedacht?“

Dr. Lutz Niemann