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veröffentlicht 15.09.2010
Dr. Ludwig Lindner
Wie sicher sind Deutschlands Kernkraftwerke? vom 11.09.2010
Für den Schutz des Reaktors vor einem Flugzeugabsturz haben die deutschen Kernkraftwerke folgende Dicken des Stahlbetons der Reaktorhülle 1):
Dicke Stahlbeton 60 cm (Sportflugzeug): Brunsbüttel, Biblis A, Philippsburg 1 Dicke Stahlbeton 80-100 cm (Starfighter): Unterweser, Biblis B. Neckarwestheim 1, Isar 1 2) Dicke Stahlbeton 180 cm: (Airbus A 320): Brokdorf, Krümmel, Emsland, Grohnde, Grafenrheinfeld, Philippsburg 2, Neckarwestheim 2, Isar 2, Grundremmingen B und C. 3)
Zum Starfighter-Angriff sei auf einen sehr eindrucksvollen Versuch in den USA verwiesen: beim Aufprall eines Militärjets auf eine meterdicke Betonwand mit 800km/h wurde die Betonwand nur um 10 bis ca. 30 cm ”angeknabbert“.6)
Viele deutsche Kernkraftwerke wurden während der Regierungszeit von Willy Brandt und Helmut Schmidt genehmigt oder in Betrieb genommen. In einem sehr ausführlichen Bericht der Bundesregierung aus dem Jahr 1977 zur friedlichen Nutzung der Kernenergie wurden zum Thema Flugzeugabsturz folgende Kriterien bestätigt und festgelegt:
Für das Reaktorgebäude muss sichergestellt sein:
- dass Flugzeuge oder Teile davon die getroffene Wand oder die Decke nicht durchdringen können,
- die Tragfähigkeit des getroffenen Bauteils ausreicht,
- eine Durchbiegung der getroffenen Wand oder Decke nicht zur Beschädigung von Komponenten oder
- Systemen führt. (gefunden von B.Hornke) 4)
Die Forderung nach Schutz der deutschen Kernkraftwerke gegen Terrorangriffe greift zu kurz. Nicht nur Deutsche Kernkraftwerke, sondern auch 3 Schweizer Kernkraftwerke, und auch weitere der 120 Kernkraftwerke in Frankreich und in anderen EU-Ländern in der Nähe Deutschlands könnten betroffen sein. Es gibt in Deutschland 7.800 Anlagen, die zu einer Gefahr für die Umwelt und Bevölkerung werden könnten, insbesondere bei Angriffen von Terroristen. Diese Anlagen unterliegen deshalb der Störfallverordnung. Dazu gehören Raffinerien und Chemieanlagen, Flugplätze, Fußballstadien wie Schalke und Bayern München. Dies alles zu schützen ist nicht möglich.
Es ist deshalb Aufgabe der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit anderen Regierungen ein schlüssiges Gesamtkonzept unter Berücksichtigung juristischer Fragen gegen Terror zu erstellen und nicht nur Einzelmaßnahmen bei Kernkraftwerken zu ergreifen.
Bezüglich eines möglichen Angriffes mit Flugzeugen auf gefährdete Industrieanlagen müssen Primär-Maßnahmen gegen Terroristen im Flugzeug erfolgen: verschlossene Cockpit-Türen und Sicherheitspersonal (wie jetzt in den USA-Maschinen, sog. Sky Marshals). Die Israelis tun dies seit 30 Jahren und seit dieser Zeit sind noch keine Terroranschläge in El-Al-Maschinen erfolgt. Auf den Flughäfen wären Warn- und Signaleinrichtungen und ggf. sogar Militär-Flugzeuge als Abfangjäger und ähnliches denkbar. 4,6)
Diese Primärmaßnahmen in den Flugzeugen sind sinnvoller als der vergebliche Schutz aller gefährdeten Anlagen und Einrichtungen.
Das ist vergleichbar mit dem Straßenverkehr: In früheren Jahren wurde nach zahlreichen tödlichen Unfällen an Alleestraßen von einigen ”Gutmenschen“ das Abholzen der Bäume gefordert. Richtig ist eine gezielte Geschwindigkeitsbegrenzung an besonders kritischen Stellen.
1) Wie groß ist die Terrorgefahr für deutsche Reaktoren? Der Spiegel Nr. 36/210, 6.9.2010, S.143 2) Starfighter Abstürze von Bundeswehrflugzeugen 3) Airbus A 320 http://de.wikipedia.org/wiki/Airbus-A320-Familie 4) Seite 306 der Dokumentation der Bundesregierung, Bonn 1977, gez. Hans Matthöfer, Bundesminister für Forschung und Technologie 5) Sicherheit Kernkraftwerke: http://www.buerger-fuer-technik.de/body_sicherheit_der_kernenergie.html 6) Sicherheit gegen terroristische Angriffe :http://www.buerger-fuer-technik.de/body_schutz_von_terroristischen_ang.html
Dr. Ludwig Lindner
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