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Stroh ...

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Vorwort

In Deutschland wird der “Landwirt zum Energiewirt“, und zwar infolge staatlicher Förderung. Durch die absichtliche Verteuerung der fossilen Brennstoffe ist heute “Heizen mit Weizen“ billiger als heizen mit Öl. Der bekannte Fernsehjournalist Franz Alt propagiert “Kornkraft statt Kernkraft“ und die zusätzliche Verstromung von Reststroh soll uns 2 bis 4 Kernkraftwerke ersparen.

Zum ersteren ist die Reaktion der Bürger eindeutig, es heißt “Pro Sekunde verhungert auf der Erde ein Mensch, und wir verheizen wegen des Geldes die Nahrungsmittel. Unglaublich!“ Aber was ist mit dem zweiten? Bekanntlich ist die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit die wichtigste (und schwierigste?) Aufgabe eines guten Landwirts. Dazu schreibt ein Fachmann folgendes:

Grundsätzliches zur Pflanzenernährung und zur Bedeutung von Stroh
zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit,
von Dietrich Hähnel vom Juni 2007

Es ist bekannt, dass alle grünen Pflanzen, und dazu gehören alle unsere landwirtschaftlichen Nutzpflanzen, autotroph sind. Sie benötigen zur Erzeugung ihrer Nährstoffe, zum Aufbau, Erhaltung und Funktion ihres Organismus, lediglich Kohlendioxyd, Wasser und Mineralstoffe, die im Wasser gelöst sind, und vor allem Licht. Aus den anorganischen Stoffen werden dann mit Hilfe des Chlorophylls und durch Photosynthese die energiereichen organischen Nährstoffe wie Zucker, Eiweiße und Fette aufgebaut. Die Pflanzen gelten deshalb als Primärproduzenten und bilden die Ausgangsbasis der Nahrungskette.

Die (Nutz-)Pflanzen können aber die zu ihrer Ernährung notwendigen anorganischen Stoffe, die da sind:

  • Makronährstoffe: Stickstoff, Phosphor, Kalium, Kalzium, Schwefel, Magnesium, Eisen;
  • Mikronährstoffe oder Spurenelemente sind z. B.: Bor, Mangan, Kupfer, usw.,
  • aus dem Boden über die Wurzeln nur in der gelösten Elementform, (i. d. R. als Kation [NH4+, K+, Na+, Ca++, H+, Mg++ usw.]) aufnehmen.

Wird der Boden intensiv genutzt, werden logischerweise die im Boden vorhandenen Nährstoffe, in Abhängigkeit von seiner Nachlieferungsfähigkeit (Bodenart usw.), vom Anspruch der Kulturpflanzen usw. verbraucht. Der Boden verarmt.

Zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit müssen die fehlenden Pflanzennährstoffe durch die Düngung im ausgewogenen Verhältnis wieder zugeführt werden. Bei den so genannten Pflanzendüngern, den anorganischen (mineralischen) Düngemitteln bestehen da keine großen Probleme. Man kennt ihren Gehalt an Nährstoffen (meist nur ein Nährstoff wie N, P, K usw.) genau, was ihre gezielte Dosierung erleichtert. Diese Pflanzennährstoffe können von der Pflanze unmittelbar und schnell aufgenommen werden (meist durch die Wurzeln).

Der Boden ist aber nicht nur eine bloße Ansammlung von Mineralien. In ihm laufen komplizierte physikalische, kolloidchemische und biologische Prozesse ab. Der Boden lebt. Diese Prozesse lassen sich nicht so einfach darlegen, es ist auch ein ganzer Wissenschaftsbereich. Nur ein paar Stichworte: Bodenkolloide, Festhaltevermögen, Sorptionsvermögen, -kraft, Ionenaustausch, Auflockerungs-vermögen und Krümelbildung, pH-Wert, Bodenorganismen und hervorgehoben der Ton-Humus-Komplex. Die Umwandlung bzw. der Abbau von Stroh ist dabei mehr als nur ein einfacher chemischer Vorgang.

Jedem ist bekannt: Ein guter Boden sieht dunkel aus, je dunkler um so besser. Dieses ist im wesentlichen vom Anteil der vorhandenen Zersetzungsprodukte pflanzlicher und tierischer Substanzen, kurz dem Humus, abhängig. Diese Zersetzungsprodukte bilden Lebensgrundlage und Voraussetzung für die Mikroorganismen, also das Bodenleben, welches für das Wachstum der Pflanzen von entscheidender Bedeutung ist.

Die Mikroorganismen in ihrer Gesamtheit vollziehen die Mineralisierung, indem sie durch chemisch-biologische Vorgänge die organisch gebundenen Pflanzennährstoffe allmählich abbauen und damit wieder pflanzenverfügbar machen. Sie schaffen damit für die Pflanzen eine langsam fließende Nährstoffquelle (im Gegensatz zum Mineraldünger).

Ein gesundes Bodenleben ist aber nur möglich, wenn für die jeweiligen Abbau- und Umwandlungsprozesse die erforderlichen Ausgangsstoffe im richtigen Verhältnis zur Verfügung stehen und die notwendigen Umstände (z. B. Wärme - Frost unterbricht die meisten Abläufe) vorhanden sind.

Mit dem Abbau der organischen Substanz verschwindet diese praktisch aus dem Boden und muss zur Aufrechterhaltung des Bodenlebens in Form von organischem Dünger ersetzt werden. Also könnte man sagen: Auch die Mikroorganismen müssen „gefüttert“ werden.

Es sie hier an hier an den geschlossenen Nährstoffkreislauf im Urwald erinnert, bei dem keine organischen Ausgangssubstanz entnommen wird.

Organischer Dünger ist in der Landwirtschaft in erster Linie der Stalldung. Durch eine sachgemäße Lagerung sollen die chemisch-biologischen Vorgänge, sprich die „Rotte“, so gesteuert werden, dass aus dem anfallenden Frischmist ein guter organischer Dünger, in diesem Fall Stalldung, gewonnen wird. Bei diesen Vorgängen bilden sich wertvolle Humusformen. Die organisch gebundenen Pflanzennährstoffe werden teilweise mineralisiert, Samen von Wildkräutern und Krankheitserreger vernichtet und eine bessere Streufähigkeit erreicht. Kurz: “Am Dunghafen erkennt man den Bauern“.

Hauptbestandteil im Stalldung ist Getreidestroh, welches hauptsächlich aus Kohlenstoff besteht. (C:N-Verhältnis ~ 50-150:1). Wenn dieser gut verrottet ist, sollte er ein C:N-Verhältnis zwischen 15-20:1 haben. Ein höheres C:N-Verhältnis ist für den weiteren Rotteverlauf ungünstig. Stallmist mit einen zu weitem C:N-Verhältnis, und erst recht reines Getreidestroh, verbraucht Bodenstickstoff zum Abbau der Strohbestanteile. Ist dieser Stickstoff im Boden nicht vorhanden, unterbleibt die Mineralisierung des Strohs, es verrottet einfach nicht, auch wenn die anderen Rottefaktoren (z. B. Wasser) vorhanden sind. Man braucht ihn also in diesem Fall schon, um „mit dem Stroh fertig zu werden“. Andernfalls fehlt der dem Boden entzogene Stickstoff später der Kulturpflanze. Verbrennt man das Stroh, braucht dafür natürlich keinen zusätzlichen Stickstoff, aber es fehlt dann eben auch wieder ein wichtiger Träger- bzw. Grundstoff für den Stalldung. Ein Kreislauf!

Neben der organischen Düngung (in der Landwirtschaft!) mit Stalldung spielen natürlich auch noch andere organische Düngerarten, wie Jauche Gülle, Kompost, Klärschlamm und die Gründüngung eine wichtige Rolle.

Zur Frage des Energieverbrauchs beim Unterpflügen von Stroh: Kein vernünftiger Landwirt wird Stroh des Strohes wegen unterpflügen. Moderne Mähdrescher können das leere Stroh gleich zerkleinern (häckseln) und auf dem Acker verteilen. Nun kann entsprechend der Fruchtfolgeplanung noch eine Stalldunggabe erfolgen, und eine entsprechende mineralische Start- oder Vorratsdüngegabe ausgebracht werden. Oft wird auch Jauche oder Gülle ausgebracht, was auch zum Nährstoffeintrag und damit auch zu einem gewissen Stickstoffausgleich führen kann. Dann muss alles in den Boden eingearbeitet werden. Dabei erfolgt dann auch die erwähnte Bodenlockerung. U. a. werden dabei aber auch die sich im Laufe der Vegetationsperiode gebildeten Kapillarröhrchen gebrochen und damit die Wasserverdunstung reduziert. Wasser ist ja ein ertragsbegrenzender Faktor Ein guter Landwirt versucht deshalb so schnell wie möglich nach der Getreideernte flach zu „schälen“ (Schälpflug) oder zu „scheiben“ (Scheibenegge).

um Pflügen, dem damit verbundenen Energieaufwand und zu den Mikroorganismen: Die moderne Bodenbearbeitung versucht so wenig wie möglich zu pflügen, sondern die obere Krume nur flach zu lockern. Das mit dem Pflügen verbundene Wenden des Bodens bedeutet für die meisten Bodenbakterien ein mittleres Erdbeben. Die aerob lebenden Bakterien (Aerobier) werden dabei in sauerstoffferne Bodenhorizonte verfrachtet und umgekehrt die Anaerobier kommen mit dem für sie tödlichen Sauerstoff in Berührung. Es dauert dann immer eine Weile, bis sich das Bodenleben wieder geordnet hat. Flache Bearbeitung spart auch Energie.