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Solare Energiesysteme

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veröffentlicht 05.06.2011

Dr. Ludwig Lindner, 01.06.2011

Brief an Herrn Prof. Eicke R. Weber
Telefon: +49 (0) 7 61 / 45 88-51 47
Fax: +49 (0) 7 61 / 45 88-91 47
Institutsleiter des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE
Heidenhofstraße 2, 79110 Freiburg


Sehr geehrter Herr Prof. Weber,

Aufgrund des Moratoriums der Bundesregierung vom 15.03.2011 wurden (vor den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz) 7 Kernkraftwerke vorläufig außer Betrieb genommen.
Begründung: die älteren Kernkraftwerke, die vor 1980 in Betrieb genommen wurden, haben einen schlechteren Sicherheitsstandard als die neueren Kernkraftwerke. Die Begründung dafür war: Die havarierten Anlagen von Fukushima sind auch vor 1980 in Betrieb genommen worden.
Dabei wurde die Tatsache außer acht gelassen, dass in Frankreich 15 Anlagen in  Betrieb sind, die ebenfalls vor 1980 in Betrieb genommen wurden und in Europa noch weitere 14 Anlagen mit einem Betriebsbeginn vor 1980 vorhanden sind. In den USA sind 53 der 104 Reaktorblöcke ebenfalls vor 1980 in Betrieb genommen worden.

Daraus folgt: die hysterische und übereilte Abschaltung der 7 Reaktorblöcke in Deutschland war falsch, da ein evt. GAU nicht an der Grenze Halt macht.

Kein anderes Land in Europa und auf der Welt ist dem deutschen Beispiel gefolgt.  Die Sicherheitsüberprüfung aller europäischer Kernkraftwerke muss im europäischen Rahmen erfolgen, wie es Energiekommissar Günter Öttinger bis Ende 2011 vorgesehen hat.

Ihre Behauptung bei der Ethikkommission: "Alle 10 Jahre ereignet sich im Durchschnitt eine große Atomkatastrophe" ist nicht haltbar: Bei Tschernobyl wurde ein nicht erlaubter Versuch gefahren, wobei Sicherheitseinrichtungen bewusst a. B. gesetzt wurden (und der zur Plutonium-Produktion für Bomben konzipierte Tschernobyl-Reaktor hätte in Deutschland gar keine Genehmigung erhalten) und die Katastrophe bei Fukushima ist eingetreten, weil die Sicherheitsaurüstung viel schlechter war als unsere jetzt abgeschalteten Reaktoren  und der Betreiber Tepco geschlampt hatte (2004 wurden wegen Schlamperei mehrere Reaktoren zeitweilig abgeschlatet und vom obersten Management wurden einige Mitglieder gefeuert).

Hinzu kommt, dass man sich überlegen muss, wie der Strom aus abgeschalteten Kernkraftwerken ersetzt werden soll ohne die energieintensive Industrie (Aluminium, Stahl, Chemie, Papier) und damit Arbeitsplätze zu gefÃärden.  Diese Industrien und auch die Haushalte brauchen den Strom nach Bedarf als sog. Grundlast und nicht in Abhängigkeit vom Wetter.

Wetterabhängiger Strom aus Wind und Sonne statt Kernkraft ist dafür bisher wenig geeignet, weil es keine ausreichenden Stromspeicher gibt und für den Offshore-Windstrom 3.600 km Stromleitungen fehlen, die nur gegen großen Widerstand von ürtlichen Bevölkerungsgruppen durchgesetzt werden können. Biomasse aus Weizen und Mais scheiden auch in großem Stil aus, weil die Ackerflächen für die Getreideproduktion benötigt werden (bei mehr als 1 Mrd. hungernden Menschen auf der Welt). Es bleiben dann nur Kohle-und Erdgaskraftwerke  mit dem Problem der steigenden C02-Emission aus den fossilen Kraftwerken und beim Erdgas die steigende Abhängigkeit von Russland mit der Gefahr von politischen Lieferunterbrechungen.

Als vernünftige Lösung bleibt dabei nur: es müssen alle Möglichkeiten zur Stromerzeugung  genutzt werden bei dem steigenden Strombdedarf (z. B. auch für Elektroautos), wie es die IEA (Internationale Energieagentur) seit Jahren immer wieder fordert. Solange es nichts besseres gibt, muss deshalb an der Kernenergie fest gehalten werden, feste Abschalttermine für die deutschen Kernkraftwerke im Alleingang sind kontraproduktiv, insbesondere von Tschechien und Polen neue Kernkraftwerke bauen.

Die von Ihnen behauptete Wettbewerbsfähigkeit von Wind- und Solarstrom in der Zukunft (sog. Grad Parity) ist eine Illusion, wie es auch die DPG begründet. Dafür sind  folgende Gründe anzuführen: der Strompreis für die Verbraucher mit etwa 20 cts/kWh setzt sich zusammen aus 3-5 cts/kWh Stromerzeugungskosten (Kohle Kernenergie, Erdgas) 8 cts/kWh Stromtransport, Verteilung, Messung 8 cts /kwh (= 40 %) öffentliche Abgaben und Steuern. Die Vergütung von Offshore Windstrom  mit 15 cts/kwh und Solarstrom mit derzeit 27 cts/kWh sind mit den 3-5cts/kWh zu vergleichen. Für den wetterabhängigen Strom aus Wind und Sonne sind außerdem die Kosten für Reservekraftwerke und die Kosten der Speicherkraftwerke (Abschreibung, Betrieb, und Verlust, da nur 80 % Wirkungsgrad) zu berücksichtigen

Speziell beim Solarstrom wird staatlicher Betrug mit dem EEG (erneuerbares Energie Gesetz) betrieben: die Betreiber von Solaranlagen erhalten für den Solarstrom 27 cts/kWh, und beziehen Strom aus dem Netz für 20 cts/kWh. Genau so war das auch in der früheren DDR: mein Vetter im Vogtland/Sachsen baute  Gurken an und verkaufte die an den Konsum für 1 Mark pro Stück. Er ging dann vor  in den Laden und kaufte sich seine Gurken für 30 Pfg pro Stück zurück. Das war Planwirtschaft und so ist die DDR pleite gegangen.

Mir der massiven Förderung von Solar- und Windstrom durch das EEG wird auch das vereinte Deutschland an den Rand der Pleite geführt. Insbesondere bereichern sich Leute mir zu viel Geld durch den Betrieb oder die Beteiligung an Wind oder Solaranlagen zu Laste der ärmeren Bevölkerung (z. B. Harzt IV--Empfänger), die überhöhten Vergütungen für den Solar- und Windstrom über den Strompreis bezahlen müssen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ludwig Lindner
Emslandstr. 5, 45770 Marl