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Satire Die grüne Steckdose

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veröffentlicht 17.10.2011

Norbert Rief (Die Presse) vom 11.10.2011

Satire Die grüne Steckdose

Der Traum ist nett: Wir setzen uns ein Windrad und ein paar Solarzellen aufs Dach, und schon können wir alle “bösen“ Kraftwerke abschalten. Am Abend müssen wir halt die Kerzen hervorholen, und wenn es in der Früh finster und windstill ist, dann machen wir den Kaffee eben auf dem Kaminfeuer.

So wird nämlich unser Leben verlaufen, wenn man in Europa ein generelles Verbot von Atomstrom realisiert, wie das Greenpeace und Global 2000 fordern. 31 Prozent des Stroms kommen aus Atomkraftwerken, und diese Menge kann man nicht so einfach und schnell ersetzen.

Ein singuläres Importverbot in Österreich bringt wiederum überhaupt nichts: Strom hat kein Mascherl, und wir haben keine grüne Steckdose zu Hause, die direkt an ein Wasser- oder Windkraftwerk angeschlossen ist.

Es wäre schön, könnten wir ohne Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke leben und derart effiziente Geräte und Glühbirnen verwenden, dass zur Stromerzeugung ein Hamster im Wohnzimmer genügt.

Das können wir aber nicht, und bis es so weit ist, werden noch viele Jahrzehnte vergehen. Bis dahin sollten die Umweltorganisationen versuchen, das Beste aus der Realität zu machen. Das bedeutet beispielsweise, mit allen Mitteln gegen jene AKW aufzutreten, die tickende Zeitbomben sind – etwa jenes im slowenischen Krško, das mitten im Erdbebengebiet steht.

Utopische Ziele mögen nette Schlagzeilen machen, sie tragen aber kein bisschen zur Lösung des Problems bei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2011)