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veröffentlicht 06.04.2012

Eckehard Goering

Massiver Stromausfall im Kraftwerk Boxberg /DDR im Winter 1986/87

1986 bestand die ehemalige DDR aus 16 Millionen Einwohnern, 23.000 MW installierter elektrischer Kraftwerksleistung und einer teilweise energieintensiven Produktion. Hauptenergieträger war dabei die heimische Braunkohle, Kernkraft machte rund 10% der Stromerzeugung aus. Zum Vergleich dazu betrug die installierte Kraftwerksleistung der Bundesrepublik 1986 100.700 MW elektrisch.

Im harten Winter 1986/1987 kam neben der extreme Kälte, die die Braunkohleförderung, den Transport und die Lagerung wegen dem hohen Wassergehalt des Brennstoffs behinderte und dem witterungsbedingten hohen Stromverbrauch noch ein Unglück hinzu, das zu großflächigen Stromabschaltungen führte.

Am 14. Januar 1987 sollte Block 13 des Kraftwerks Boxberg, eines der größten Braunkohlenkraftwerke der DDR, wegen Brennstoffmangel heruntergefahren werden. Im druckluftbetriebenen Leistungsschalter war aber Kondenswasser wegen der herrschenden niedrigen Temperatur gefroren. Es kam daher zur einphasigen Rückspeisung des Generators. Der Generator war mit einer 50-cm-Welle an die Turbine gekuppelt. Diese Welle wurde durch die auftretenden Kräfte abgeschert. Umherfliegende Trümmer zerstörten zahlreiche Leitungen, wie die des Wasserstoff-Kühl- und des Dichtölsystems. Der Wasserstoff entzündete sich explosionsartig. Nachgespeister Wasserstoff konnte nicht abgestellt werden, da die Steuerungseinrichtungen entweder blockiert oder nicht mehr zugänglich waren. Der dabei auftretende Brand erfasste ebenfalls das Maschinenhaus von Block 14 (Doppelblock-Anlage). Dessen Generator ging daher über Not-Abschaltung vom Netz.

Dieser Ausfall von 2 x 500 MW führte in der Folge zu spürbaren Engpässen in der Elektroenergieversorgung der DDR, welches zu flächendeckenden Stromabschaltungen und punktuellen Abschaltungen von Betrieben führte. Dass es bei diesem Unfall keine Toten gab, war Glück im Unglück.

Die Beseitigung der Havariefolgen erfolgte mit allen der DDR zur Verfügung stehenden Mitteln. Doch die Wiederinbetriebnahme verzögerte sich trotzdem von Februar/März bis Oktober/November 1987.

Die Energieverbundleitung des RGW von der DDR bis zu den Kraftwerken der Sowjetunion erwies sich als fehlerhaft – so bezog die DDR zusätzlich Energie aus der ČSSR, die dafür den Strom aus dem westlichen Ausland bezog, den wiederum die DDR mit harten Devisen bezahlte musste.

An diesem Unglück zeigt sich, was passiert, wenn 4,3% der Stromerzeugung eines Landes in einer kritischen Versorgungssituation plötzlich vom Netz gehen. Auch ein existierender Stromverbund kann dabei versagen oder überlastet werden. Die sogenannte Energiewende der Bundesregierung aus dem Jahre 2011 sieht für Deutschland eine Reserve-Kraftwerkskapazität von 2 % vor. Hoffen wir, dass dieser Überschuss immer dann zur Verfügung steht, wenn das Wetter es nicht gut mit uns meint.