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Leserbrief Wasserspeicher ...

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veröffentlicht 31.07.2011

Prof. Dr. Helmut Alt, FH Aachen vom 22.07.2011

Leserbrief Wasserspeicher lässt Emotionen hochkochen
Aachener Zeitung 22.07.2011

Bevor die Emotionen zu dem Eifeler Pumpspeicherkraftwerk durch allzu üppige Blütenträume zum Himmel sprießen, möge auch an die Verbraucher gedacht werden, die das mal alles bezahlen sollen. Der fünfmal teurere überschüssige Windstrom soll nun durch altbekannte Pumpwasserkraftwerkstechnik, so wie RWE ein solches u. a. ab 1954 in Vianden gebaut hat und seit 1964 aus ganz anderen Erfordernissen erfolgreich betreibt, auch für Zeiten in denen der Wind nicht weht, verfügbar gemacht werden.

Nun weiß jeder Segler, spätestens seit Columbus Amerika entdeckte, dass Windflautezeiten nicht selten auch einige Tage hintereinander andauern. Zur Überbrückung dieser misslichen Zeiten sind Pumpspeicherkraftwerke schlicht kapazitätsbedingt ungeeignet. Viel sinnvoller und kostengünstiger wäre, den überschüssigen Windstrom für Wärmepumpen oder in Nachtspeicherheizungen ohne Mehrkosten für Stromspeicher und Netze nutzbringend zur Warmwassererzeugung und zur Raumheizung zu verwenden, aber diese Art der Stromanwendung hat die Grüne Energiepolitik systematisch über die Stromkostenverteuerungen vielfältiger Art, insbesondere im NT-Tarif, kaputt gemacht. An der Notwendigkeit, die „langen“ Windflautezeiten durch Gaskraftwerke abzusichern, kommt man leider nicht vorbei, damit erübrigen sich solch teuren „Eifelprojekte“ von selbst, wenn man die Stromkosten für die Verbraucher nicht ins uferlose steigern will. Die zusätzlichen Pumpspeicherkraftwerke würden den notwendigen zusätzlichen Ergasbezug aus Russland für die neuen Gaskraftwerke vielleicht halbieren, aber nicht diese - ohnehin notwendigen - neuen Gaskraftwerke ersetzen.

Wir haben in Deutschland inzwischen die höchsten Strompreise in Europa, aber was soll´s die Grünen meinen, der Strom sei noch immer zu billig und die vertreten bereits über 30 % der Wähler und sicher alle mit jährlich über 8 Milliarden Euro EEG subventionierte Windanlagen- und Solardachinvestoren, die sich der üppigen Subventionen zu Lasten aller Strombezieher erfreuen. Eine gewaltige Umverteilung von unten nach oben, wie mir Herr Prof. C. C. von Weizsäcker schrieb.

Am Rande sei vermerkt, dass 3 % der Speicherwassermenge bezogen auf Vollstau immerhin 12 % bei Viertelstau bedeuten. Der Rursee wurde zur Regulierung der Rur für die Dürener Papierindustrie und zum Hochwasserschutz gebaut, manchmal, wenn auch selten, ist er sogar in Woffelsbach trocken, dann stände auch das Pumpspeicherkraftwerk mangels Wasser still. Dann hätte die Dürener Papierindustrie zwar Wasser aber keinen bezahlbaren Strom! Aber die Abstimmungen mit dem Wasserverband Eifel-Rur (WVER) werden das wohl richten.

Leserbrief zu AZ vom 23.7.2011: ”Neues Trianel Projekt“.

Nach der für unsere Region spektakulären Ankündigung zum Bau eines Pumpspeicherkraftwerkes in Simmerath/Rursee mit 640 MW zu 700 Mio. € hat die Trianel nun einen weiteren Standort in Beverungen für 390 MW zu 500 Mio. € gefunden, statt 1.094 €/kW nun bereits 1.282 €/kW Investitionskosten, um den überschüssigen Windstrom gebrauchsfähig zu machen. Am Rande sei vermerkt, dass die elektrische Leistung von 390 MW für die Versorgung von 600.000 Haushalte (0,65 kW/Haushalt) ausreicht, wenn diese so ziemlich alle zu Bett gegangen sind.

Bei optimistischen Annahmen von 2.000 Benutzungsstunden der offshore erzeugten Windenergie mit Erzeugungskosten von 15 ct/kWh zur Veredelung im Pumpspeicherkraftwerk würden die Stromerzeugungskosten aus diesen Kraftwerken bei nur 10 % Kapital- und Betriebskosten 5,5 ct/kWh bis 6,4 ct/kWh plus 15 ct/kWh also 20,5 ct/kWh in der Eifel und 21,4 ct/kWh in Beverungen betragen. Gegenüber der Stromerzeugung aus Kernkraftwerken, derzeit noch bei uns und demnächst immer noch aus dem benachbarten Tihange zu rd. 3,5 ct/kWh, der keiner Veredelung durch Pumpspeicherkraftwerke bedarf, kann sich nun jeder selbst ausrechnen, um wie viel der Strom bei uns teurer werden muss, wenn wir diese schönen Projekte realisieren. Der Börsenhandel des Stromes wird das auch nicht ändern, sondern eher nur noch mehr verteuern können.

Die Rot /Grüne Landesregierung hat soeben die Grunderwerbssteuer von 3,5 % auf 5 % also um 42,8 % erhöht. Man darf gespannt sein, ob die nächste Lohnerhöhung im öffentlichen Dienst oder die Rentenerhöhung ebenfalls in dieser Größenordnung liegt.

Helmut Alt