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Leserbrief Was Umweltschützern ...

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veröffentlicht 11.04.2010

von Prof. Dr. Helmut Wagner, Karlsruhe

Leserbrief Was Umweltschützern weh tun müsste
Beitrag in: FAZ vom 11.03.2010 Nr. 59 S. 21

die FAZ singt in letzter Zeit das hohe Lied der Solarenergie, so zuletzt in einem Beitrag in der FAZ vom 11.03.2010 Nr. 59 S. 21 zur Einspeisevergtung fr Solarstrom:"Sonnenenergie ist die Energieform der Zukunft -daran zweifelt kaum jemand." Auch Herr Jochen Schönmann, als Leiter Kommunikation der Wirsol Solar AG, wirbt in einem Leserbrief (FAZ vom 12.03.2010 Nr. 60 S. 11 ) pflichtgemäß für den Solarstrom, dabei unterschlägt er Fakten oder beschönigt die Situation.

Bei der Bewertung der Solarenergie setzt häufig der Verstand aus und das Gefühl überwältigt den Betrachter. Die Politik glaubt, Naturgesetze durch Mehrheitsbeschluss außer Kraft setzten zu können und große Teile des Publikums trauen der Sonnenenergie gefühlsmäßig die Lösung aller Energieprobleme in kurzer Zeit zu. Ein paar naturgesetzlich begründete Fakten können helfen, die Proportionen zurecht zu rücken:

1. Die Stromgestehungskosten liegen bei Kohle und Kernenergie zwischen 2,5 bis 3,5 cent/kWh und bei der Photovoltaik bei rd. 50 cent/kWh. Für einen objektivern Vergleich kommt es nicht -. wie Herr Schönmann meint- auf den (beim Solarstrom hochsubventionierten) Endverkaufspreis sondern auf die Gestehungskosten für den Strom aus den einzelnen Energieträgern an. Der Solarstrom ist unter diesen Umständen auf lange Zeit (noch) nicht konkurrenzfähig, wie auch der Gesetzgeber mit der schon jetzt auf 20 Jahre festgeschriebenen Subvention des Solarstroms zugibt.

2. Natrlich soll man die eneuerbaren Energien in vernünftigem Rahmen fördern; sie können aber nach Aussagen seriöser Fachleute die konventionellen Energieträger (Kohle, Gas und Kernenergie) voraussichtlich noch lange nicht ersetzen, da sie nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen und daher nicht grundlastfähig sind. Je mehr Sonnenenergie verwendet wird, umso mehr Ersatzenergieleistung (und das sind wieder Kohle, Gas und Kernenergie) - mit den bekannten technisch-ökonomischen Folgen - ist notwendig. Da Solarstrom "Spitzenlaststrom ist - worauf Leserbriefschreiber Schönmann hinweist, ist gerade seine Schwäche; er ist nicht grundlastfähiger Strom, auf den aber Wirtschaft und Verbraucher angewiesen sind.

3. Die Solarenergie hat - naturgesetzlich bedingt (keine hohe Energiedichte!) - einen außerordentlich hohen Flächenbedarf. So kann man ausrechnen, dass beispielsweise der Ersatz des Kernkraftwerks Philippsburg durch eine gute Photovoltaikanlage eine Fläche von rd. 500 Quadratkilometer erfordert, das ist mehr als die Fläche des Großraumes Köln (rd. 400 Quadratkilometer) Das muss einem echten Umweltschützer richtig weh tun. Aus diesem hohen Flächenverbrauch folgt auch:

4. Die Solarenergie hat einen enorm hohen Energie- und Rohstoffbedarf für den Bau der Anlagen (Eisen, Kupfer, Bauxit u.a.) der pro kWh um ein Vielfaches höher liegt als bei Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken, nämlich beispielsweise auf das Bauxit bezogen um das Siebzigfache höher. Auch das müßte zum Nachdenken anregen.Die energetische Amortisationszeit liegt bei Kohle-, Gas-und Kernkraftwerken bei 2 - 4 Monaten, bei Photovoltaikanlagen bei 5 bis 7 Jahren.

5. Die erneuerbaren Energien, vor allem die Photovoltaik, sind hochsubventioniert.Nach Angaben des RIW wird jeder Arbeitsplatz in der Solarindustrie mit 153.000,00 pro Jahr gefördert, das sind erheblich mehr als in den besten Zeiten der Subventionierung des Kohlebergbaus. Das Institut rechnete aus, dass der Verbraucher in den nächsten 30 Jahren mit 120 Mrd. belastet wird, ohne das Aussicht besteht, das Solarstrom je wirtschaftlich wird und einen bemerkenswerten Anteil an der Stromerzeugung erreichen wird. Wann die Photovoltaikanlagen überhaupt einmal mit Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken wettbewerbsfähig sein werden, ist nicht absehbar.

6. Die CO2- Vermeidungskosten gehen bei Kernkraftwerken gegen 0, bei den erneuerbaren Energien liegen sie im Schnitt bei mehr als 50 /to C02, beim Solarstrom zwischen 300 - 500 /to C0 2.

7. Wind- und Solaranlagen produzieren natürlich indirekt ebenfalls CO2, da sie - beginnend mit den Anlagen der Rohstoffgewinnung - von Anlagen produziert werden, die CO2-Emissionen aufweisen

8. Entgegen der Annahme von Lesebriefschreiber Schönmann sind die Entsorgungskosten für Kernenergiestrom im Strompreis enthalten.Diese Entsorgungskosten werden schon seit vielen Jahren von den Verursachern nach der Endlagervoraussleistungs-Verordnung getragen und machen nur einen Bruchteil der Stromkosten aus.

Prof. Dr.Hellmut Wagner