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Leserbrief Transrapid

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Leserbrief Transrapid von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Vollradt vom 03.04.2008 veröffentlicht im Hellweger Anzeiger, Red Unna

Herrn Ottes gestrigem Transrapid-Leserbrief mit seinem Blick fürs Wesentliche ist Zeile für Zeile zuzustimmen. Anfang der 70er wählte ich in meiner Frankfurter Zeit den SPD-Bundes-Verkehrsminister Leber, weil er erkannte, dass zwischen Eisenbahn und Fernflug der innerdeutsche Luftverkehr zukünftig ganz dicht am Boden zu schweben habe. Es war die Geburtsstunde der Transrapidentwicklung.

Mein bester Schulfreund Prof. Dr.-Ing. Klaus Michels in München hat nach seiner Projektführerzeit für das deutsche Exportwunder Panzer Leo 2 jahrelang den Transrapid entwickelt und stöhnt wie Ingenieure anderer deutscher Großtechnikleistungen darüber, dass in den Führungsetagen von Politik und Finanzwelt wie bei vielen Medien und Lehrern wichtige Punkte grosser Aufgaben nicht erkannt werden. Hier paar Beispiele:

Die Politik hat 3 x die Erststrecke so verkehrt gewählt, dass wesentliche Vorteile der Magnetbahn nicht wirksam werden konnten: Der fast unbegrenzt steile Neigungswinkel und der sehr enge Kurvenradius bieten fast brücken- und tunnellose Trassierungsvorteile vor allem in den deutschen Mittelgebirgen zwischen Ruhrgebiet und München oder Sachsen, also nicht zwischen Hamburg und Berlin. (In München war die hohe Geschwindigkeit kaum ausspielbar. Und noch verrückter war die S-Bahnersatzidee Metrorapid im Ruhrgebiet).

Warum die Grünen dies System nicht bejubeln, obwohl es bei hoher Geschwindigkeit energiesparsamer und leiser als die Bahn, absolut emissionsfrei und auf Stelzen wildwechsel-freundlich durch jeden Wald und um Ökokrötenvollversammlungen herum führbar ist, bleibt ein Rätsel. Und der gegenüber dem ICE (nur in der Ebene !!) teurere Fahrweg ist wegen seiner völligen Verschleißfreiheit mangels Reparaturnotwendigkeiten langfristig selbst außerhalb der Mittelgebirge billiger als Auto- und Bundesbahnwege. Und er ist langlebiger, so dass heutiger Kapitalaufwand viel mehr Generationen zugute kommt als bei anderen Dingen. Ebenso wenig beachtet wird, dass eine Magnetbahnauslegung für jede Strecke neu berechnet werden muss, was dank ihrer Kompliziertheit technisch so anspruchsvoll ist, dass das Ausland seinen Vorteil niedrigerer Personalkosten besonders lange nicht ausspielen kann.

Und die Finanzwelt höre auf Leser Otte und aktiviere jenes Privatkapital, das bei der Vielzahl deutscher Transrapidfans in hinreichend großer Menge sicher schneller zusammenkommt als für die vielen Schuldenvertuschungsderivate. Michels denkt bereits über einen transalpinen

Gütertransrapid nach, der ohne teure Alpendurchbohrungen auskommt. Einziges Risiko auch dort: Politiker und Medienfürsten, die -- wenn überhaupt -- keine guten Ingenieure in ihren Reihen haben.

Dr. Ludwig Linder