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Leserbrief Strompreisentwicklung

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veröffentlicht 01.09.2010

Dr.-Ing Eike von der Linden

Leserbrief Strompreisentwicklung
zur FAZ Artikel-Serie ”Es werde Licht“ vom 17.08.2010, Seite 6-7

Die strittige Diskussion um ein Energiekonzept in Deutschland richtet sich vornehmlich auf die Elektrizitätserzeugung. In der Berichterstattung darüber wird leider ein Gesichtspunkt vernachlässigt: Die Entwicklung der Strompreise für die Verbraucher, die die geplante Entwicklung nach sich ziehen wird. Dies lässt sich, wie im nachfolgenden Rechenbeispiel dargelegt, leicht überschlagen.

Die Strompreise für die Verbraucher setzen sich etwa zu 30% aus Erzeugung, zu 30% aus Verteilung zum Verbraucher und zu 40% aus Steuern zusammen.

Die Erzeugung war Ende 2009 ein Mix aus Braunkohle mit 24,5% und einem Erzeugerpreis von ca. 5cts/KWh, Kernkraft mit 22,6% zu ca. 4cts/KWh, Steinkohle mit 18,3% zu ca. 5-7cts/KWh, Erdgas mit 12,9% zu ca. 5 cts/KWh und Erneuerbaren zu 15,6% zu ca. 13cts/KWh als geschätztem Mittel aus Solar >40cts/KWh, Wind 9-15 cts/KWh und sonstigen. Aus diesem Mix errechnet sich für Ende 2009 ein durchschnittlicher Erzeugerpreis von etwa 6,2 cts/KWh. Es addieren sich für den Verbraucher weitere etwa 6,2 cts/KWh für die Verteilung und 8,3 cts/KWh für Steuern, d.h. in Summe im Durchschnitt etwa 21 cts/KWh. Dabei steht der Durchschnitt natürlich für eine weite Spanne mit niedrigeren Preisen für Industrieunternehmen und höheren für einzelne kleine Haushalte.

Wie sieht das Ergebnis aus, wenn die Erneuerbaren insbesondere Wind und Solar zu den gesetzlich festgeschriebenen Einspeisepreisen 30% der Stromdarbietung bestreiten, wenn zusätzlich die Verteilung mit offshore Zuleitungen und aus Norddeutschland ebenfalls proportional steigt und auch die Steuern annähernd einer Proportionalität unterliegen (Mehrwertsteuer, Brennelementesteuer)?

Es addieren sich die durchschnittliche Erzeugung zu 7,5 cts/KWh mit der Verteilung zu 7,5 cts/KWh und den Steuern zu 10 cts/KWh auf eine durchschnittliche Summe von 25 cts/KWh, d. h. der durchschnittliche reale Strompreis erhöht sich vor weiterer Inflationierung von Kosten um etwa 19%. 

Welche volkswirtschaftlichen Auswirkungen wird das nach sich ziehen? Neben der Mehrbelastung der privaten Verbraucher dürfte insbesondere die stromintensive Industrie zu leiden und wahrscheinlich Standorte ins Ausland zu verlegen haben. Noch bestreitet die deutsche Industrie knapp ¼ des deutschen Bruttosozialprodukts und ist durch ihre Exportstärke der Konjunkturmotor. Wie lange noch ?

Vielleicht liegt die Lösung für deutsche Großverbraucher dann im Bezug von Strom aus Kernkraftwerken, die unsere weniger idiologisierten und ängstlichen europäischen Nachbarn zu bauen und betreiben. Dann bleiben allerdings die Privaten noch mehr auf den erneuerbaren hängen.

Dr.-Ing Eike von der Linden