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Leserbrief Realitäten des Herrn Trittin

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Leserbrief Die Realitäten des Herrn Trittin von Dr. Ing. Karl. Neuroth an die FAZ
zu Jürgen Trittin Die Realitäten der Atomenergie in der FAZ vom 16.07.2009 S. 10

Trittin meint, die erneuerbaren Energien könnten heute von einem Fö¶rdersystem á la Kernenergie nur träumen. Man darf daran erinnern, dass zwischen dem Start des ersten deutschen Versuchsatomkraftwerks Kahl (1961) und dem des ersten kommerziellen Blocks Biblis A (1974) gerade 13 Jahre lagen. Trittin unterstellt dabei für die Kernenergie ohne nachvollziehbare Begründung einen faktischen Ausschluss von Wettbewerb. Die naheliegende Frage, wann Photovoltaik und Windstrom einmal unter Bedingungen des Wettbewerbs an der Strombörse zum Einsatz kommen sollen, ist für ihn kein Thema. Dabei werden diese Energien schon seit Jahrzehnten durch den Steuerzahler gefördert und vom Stromkunden zwangsweise und mittlerweile jährlich mit Milliardenbeträgen subventioniert, ohne dass ein Ende abzusehen ist. Beim Einsatz der Offshore Anlagen sollen die Vergütungen für deren Windstrom noch im Verhältnis 15 zu 9 höher ausfallen. Für den erneuerbar erzeugten Strom erwartet Trittin u. a. ein intelligentes europaweites Netz, in dem die Grundlast aus den erneuerbaren Quellen gespeist wird. Nach den für die Stromversorgung bisher üblichen Definitionen ist Grundlast eine über längere Zeit unverändert abgenommene Leistung. Dies trifft bei den erneuerbaren Energien zwar auf die Wasserkraft traditionell zu. Für die vom Lastverteiler nicht beeinflussbaren Einspeisungen aus Sonne und Wind stellt die Trittinsche Version die Dinge aber auf den Kopf.

Dass nachts kein Solarstrom entsteht, ist jedem Verbraucher klar. Wie schwankungsanfällig Windstrom ist, sieht man dagegen den sich drehenden Windrädern nicht an. Die von ihrer Nennleistung tatsächlich verfügbare Leistung lag in den ersten 5 Monaten des Jahres 2009 im Durchschnitt bei ca. 17 %. Im gleichen Zeitraum lag die gemeinsame momentane Summenleistung aller deutschen Windstromanlagen im Schnitt mehr als einmal pro Woche zwischen 0 und 5 % ihrer Nennleistung.

Wie nach Fortfall der Kernenergie und bei der Ablehnung neuer Kohlekraftwerke durch weite Kreise der Bevölkerung in Deutschland mit solcher Art Grundlast in Zukunft eine stabile Stromversorgung aussehen soll, lässt Trittin offen. Für den von ihm vorausgesetzten flexiblen Kraftwerkspark bleiben dann nämlich in nennenswertem Umfang nur noch gasgefeuerte Anlagen übrig.

Die aus Deutschland 2007 und 2008 exportierten Strommengen von 19 und 22,5 Terawattstunden  machen für Trittin Deutschland zum Stromexporteur. Dass es sich dabei nur um ca. 4% der deutschen Stromerzeugung handelt, die in den Vorjahren auch schon in die umgekehrte Richtung flossen, bleibt ebenso ungesagt wie manches andere, auf das man in der gebotenen Kürze nicht eingehen kann.

Wie sagt man doch: Teilwahrheiten sind gefährlicher als Lügen.
 

Dr. Ing. Karl Neuroth, Ratingen (veröff. 11.2009)