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Leserbrief Realistische Betrachtung ...

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verffentlicht 02.04.2011

Dr. Ludwig Lindner

Leserbrief Realistische Betrachtung bei Fukushima notwendig
Leserbrief Marler Zeitung 31.03.2011

Die Bestreitung der Tatsache, dass die deutschen Kernkraftwerke die sichersten Kernkraftwerke der Welt sind, zeugt doch von mangelnder Sachkenntnis. Ein Blick bei Wikipedia über die "Zwischenfä¤lle in deutschen Anlagen seit 2000 hätte schon genügt". 

Danach gab es in dieser Zeit in allen deutschen Kernkraftwerken 1166 meldepflichtige Ereignisse, wobei die Kernkraftwerksbetreiber verpflichtet sind, jede Unregelmäßigkeit zu melden  Von den 1166 Ereignissen waren nach der Internationalen INES-Bewertungsskala der IAEA (International Nuclear Event Scale) 33 Störungen der INES-Stufe 1 (Abweichung vom normalen Betrieb der Anlage) und 2 Störfälle der INES-Stufe 2 (Begrenzter Ausfall der gestaffelten Sicherheitsvorkehrungen). Diese INES-Skala erfasst alle Vorgänge in deutschen Kernkraftwerken von dem ausgefallenen Relais, einem klemmenden Ventil, einer lockeren Schraube einer nicht schaltbaren Reservepumpe bis zu echten Großstörungen (Stufe 7 z. B. Tschernobyl). Die deutschen Kernkraftwerke sind also sehr sicher, es hat noch keinen Toten durch Strahleneinwirkungen gegeben.  Außerdem sind seit vielen Jahren im Durchschnitt 5 deutsche Kernkraftwerke unter den "Top Ten" der internationalen Rangfolge der Jahresstromproduktion.

Zu Fukushima und im Vergleich zu Deutschland:

  • Die Ursache der Katastrophe von Fukushima war der Tsunami,
  • Die Kernkraftwerke von Fukushima haben offenbar dem Erdbeben standgehalten.
  • Die externen Notstromsysteme in Fukushima wurden durch die Tsunamiwellen weggespült 
  • Die Dieselgeneratoren zogen Wasser und wurden dadurch zerstört.
  • Die Siedewasserreaktoren von Fukushima haben im Vergleich zu Deutschland ein viel kleineres Containment. Das   bedeutet einen höheren Druckaufbau.
  • Die Fukushima-Reaktoren hatten im Gegensatz zu deutschen Siedewasser-Reaktoren keine Rekombinatoren, die gebildeten Wasserstoff zu Wasser umsetzen, wie jetzt auch die FAZ am 29.03.2011 unter "Kraftwerksbetreiber schlampt weiter" schreibt  In Fukushima bildete der Wasserstoff zusammen mit Luftsauerstoff Knallgas, das zu Explosionen führte.
  • Weniger Redundanze bei den Sicherheitseinrichtungen von Fukushima als bei vergleichbaren Kernkraftwerken in Deutschland.
  • In Deutschland gibt es keine Tsunamis und keine Erdbeben der Stufe 9 auf der Richterskala.
  • Missmanagement und Betrug beim Betreiber Tepco. Tepco hat offenbar in vielen Punkten geschlampt.

Aus dem Gesagten geht hervor, dass die überstürzte Stilllegung von deutschen Kernkraftwerke voreilig war. Typisch German Angst.
Deutschland hätte besser daran getan, die Kernkraftwerke zunächst weiter zu betreiben, und dann gezielt die einzelnen Kernkraftwerke zu überprüfen, statt in hysterischer Weise 7 Kernkraftwerke abzuschalten. Kein anderes Land mit Kernkraftwerken ist bisher dem deutschen Beispiel gefolgt, ebenso wenig wie dem rot-grünen Atomausstiegsbeschluss von 2001.

mailto:ludwig_lindner@t-online.de