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Leserbrief Munition

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Leserbrief Munition ... von Dr. Lutz Niemann ”Auf Unkenntnis spekuliert“ an die FAZ
 (Bekanntmachung 2009 01)

Leserbrief an die FAZ als Antwort auf den Leserbrief von Klaus Gebhard
"Im Körper wird jeder Schuss zum Treffer"
FAZ vom 7.1.08, veröffentlicht am 16.1.2008

Radioaktive Strahlung gibt es überall in der Natur, daher ist der Vergleich mit dem Schießen eines Gewehres nicht nur unangebracht, sondern falsch und irreführend (Das Bild des Gewehres appelliert an das Gefühl, nicht an den Verstand). Daher seien einige Tatsachen mitgeteilt: Jeder Mensch enthält in seinem Körper 9000 Becquerel, das heißt in jeder Sekunde zerfallen in seinem Körper 9000 Atomkerne unter Aussendung von -, - oder -Strahlen. Das ist ein lebenslanges unablässiges Trommelfeuer – wenn man das Bild des Leserbriefschreibers Herrn Gebhard benutzt. Und jeder Strahl erzeugt auf seiner Spur Ionisationen von Atomen, das können je nach Strahlenart und Energie pro Zelle einige wenige sein, aber auch Tausende. Ionisation ist gleichbedeutend mit Veränderung in der Chemie. Und natürlich werden auch die Zellkerne mit der Erbmasse getroffen und verändert. Als sich das Leben auf der Erde bildete, war die Strahlung überall um etwa den Faktor 3 höher. Es wird gesagt, dass diese Tatsache die Entwicklung des Lebens begünstigte, weil die Anzahl der Mutationen und damit die Auswahl daraus größer war, das ist einleuchtend. All dieses ist ganz normal, harmlos, natürlich. In der Evolution hat nämlich der Organismus ein Abwehrsystem gebildet, das einzigartig ist – sonst gäbe es kein Leben. Im menschlichen Körper werden ständig neue Zellen gebildet, und es werden nicht lebensfähige Zellen eliminiert – das nennt man programmierten Zelltod. Die Ursachen für den Zelltod sind vielfältig, es muss nicht Strahlung sein. Der Tod einzelner schadhafter Zellen bedeutet für den Körper eine Regeneration, das ist günstig.

Für radioaktive Strahlung gilt ebenso wie für viele chemische Stoffe die Erkenntnis des Paracelsus: „Erst die Dosis macht das Gift“! Nur eine hohe Dosis, die vom körpereigenen Immunsystem nicht mehr abgewehrt wird, bewirkt einen Schaden. Die Wirkung einer kleinen Dosis wird vom Immunsystem repariert, damit entsteht kein Schaden. Es ist im Gegensatz zu dem von Herrn Gebhard skizzierten Bild so, dass eine kleine Dosis das Immunsystem zu verstärkter Immunabwehr anregt, also eine günstige Reaktion bewirkt. In der Medizin ist das Verhalten des Organismus zur verstärkten Immunabwehr unter der Bezeichnung „adaptive Antwort“ bekannt, es bezieht sich auch auf Zusatzdosen chemischer Stoffe (Medikamente). Es ist der Mechanismus, auf dem die Wirkungsweise der Homöopathie oder die Funktionsweise einer Impfung beruht. In Experimenten wurde die Existenz der adaptiven Antwort durch Strahlung, also die Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte vielfach nachgewiesen.

Ein Schaden durch Strahlung wurde bei den Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki oberhalb der Dosis von ca. 300mSv nachgewiesen. Die Dosis 300mSv bedeutet, dass jede der rund zehn hoch dreizehn Zellen der betroffenen Menschen von rund 300 Spuren getroffen worden ist. Damit wurde auch praktisch jeder Zellkern getroffen und geschädigt. Und dennoch überlebten die allermeisten Menschen, nur bei 1 bis 2 von hundert trat nach vielen Jahren vermehrt Krebs auf. Hierdurch ist die einzigartige Fähigkeit des Reparatursystems des Körpers eindrucksvoll bestätigt.

Das heutige weltweit praktizierte Konzept im Strahlenschutz, nämlich jede noch so kleine Dosis als schädlich anzusehen, ist ein Modell, es widerspricht den Tatsachen in der Natur. Man erkennt das daran, das dieses Modell nur auf die politisch bekämpfte Kernkraft angewendet wird. Die seit altersher bekannte Tatsache der Heilung mit Strahlung in Radonheilbädern wird jährlich allein in der EU an 80 000 Patienten praktiziert. Es gibt auch in Deutschland acht Radonheilbäder.

Die politische Demagogie lebt von unzulässiger Vereinfachung und von der Spekulation auf Unkenntnis der Bürger in komplizierten Zusammenhängen. Davon hat Herr Gebhard lebhaften Gebrauch gemacht. Die hauptamtlichen Strahlenschützer schweigen dazu, weil es das Gesetz inzwischen befiehlt und weil es zu einer Notwendigkeit zum Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes auf Kosten der breiten Bevölkerung geworden ist.

Dr. Lutz Niemann
Physiker, ausgebildet im Strahlenschutz