Home < Leserbriefe ab 2011 > Leserbrief Hier irrt Greenpeace
veröffentlicht 26.04.2011
Dr. Ludwig Lindner
Leserbrief Hier irrt Greenpeace vom 25.04.2011
Es ist schon sehr erstaunlich. dass die renommierte Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung ein ganzseitiges Interview mit dem Greenpeace Chef Kumi Naidoo veröffentlicht. Greenpeace ist keine "Umweltschutz-Organisation", sondern ein kommerzielles Unternehmen mit einem globalen Jahresumsatz von 196.Mill. € (2009) bei rund 3 Millionen Mitgliedern (2009) laut Greenpeace, http://www.greenpeace.org/international/Global/international/publications/greenpeace/2010/Annual_Report_2009/AR2009.pdfS.24. Der Greenpeace-Chef - Politik-Wissenschaftler - gibt sich als Kenner der Energiepolitik aus und ist natürlich gegen die Kernenergie. Dabei sollte er sich eher ein Beispiel an einem der Gründungsväter von Greenpeace orientieren, nämlich Patrick Moore, der sich heute aus gutem Grund öffentlich für die Kernenergie ausspricht.
In Bezug auf die Stromversorgung in Deutschland ist er falsch informiert, wenn er im Artikel "die Welt schaut auf Deutschland" behauptet: "Atomkraft verträgt sich nicht mit erneuerbaren Energien. Sie steht ihnen schlicht im Weg, indem Atomstrom die Netze verstopft und Windstrom aussperrt". Richtig ist: Nach dem EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) § 8 ist der Netzbetreiber verpflichtet, Strom aus erneuerbaren Energien vorrangig abzunehmen, zu übertragen und zu verteilen. Sollten z. B. bei Starkwind die örtlich vorhandenen Netze überlastet sein, so darf der Netzbetreiber bei Anlagen über 100 kW die Einspeisung zwecks Netzstabilisierung drosseln.Wenn der Windstrom technisch nicht abgenommen werden kann, dann müssen die Stromversorger trotzdem den Strom bezahlen, ohne den Strom tatsächlich abgenommen zu haben. Somit verstopft nicht wie von Greenpeace behauptet der Atomstrom die Netze, sondern der Windstrom bei Starkwind, solange die Netze nicht entsprechend ausgebaut sind.
Außerdem ist seine Aussage falsch "Atom- und Kohlekraftwerke lassen sich nicht kurzfristig rauf und runter fahren." Richtig ist: deutsche Kernkraftwerke lassen sich zwischen Halb- und Volllast gerade besonders schnell rauf und runterregeln, wie die Praxis mehrfach gezeigt hat. Allein aus allen deutschen Kernkraftwerken steht in Summe eine Regelleistung von 9.600 MW zur Verfügung.
mailto:ludwig_lindner@t-online.de www.buerger-fuer-technik.de
|