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Leserbrief Für und Wider Atomstrom von Dietmar Ufer in der Leipziger Volkszeitung vom 22. 08. 2008
LESERFORUM UND INTERNET
Zu Leserbriefen, die sich dem Thema Klimaschutz widmen
Wer sich für den Ausstieg aus der Kernenergie-Nutzung ausspricht, sollte sich, wenn er sich schon damit in die Öffentlichkeit begibt, stichhaltige Argumente bereithalten. So behauptet Ihr Leser: ”Zur gesamten Endenergieversorgung trägt die Atomenergie in Deutschland aber nur zu rund sechs Prozent bei." Es dürfte sehr schwer fallen, eine Endenergiebilanz zu finden, in der die Kernenergie vorkommt. Dort gibt es die Energieträger, die zur unmittelbaren Umwandlung in mechanische Energie, Raum- und Prozesswärme, Licht und so weiter verfügbar sind, also Strom, Heizöl, Treibstoffe, Erdgas, Koks und andere, aber keine Nuklearenergie. Falls der Leserbriefschreiber Endenergie mit Primärenergie verwechselt haben sollte, dann muss er zur Kenntnis nehmen, dass 2007 in Deutschland der Anteil der Kernenergie am Primärenergieverbrauch bei 11,1 Prozent lag (Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen).
Ihr Leser behauptet zu Recht, dass (aus seiner Rechnung stammende) 94 Prozent Energie ”kaum“ durch Kernenergie ersetzt werden können. Aber kein Mensch will das! Warum kämpft er gegen selbst erfundene Windmühlenflügel? Die Erde verfügt noch für Jahrhunderte über Kohle, Erdöl und Erdgas. Die sollen nicht genutzt werden. Und um das zu belegen, strapaziert der Autor in seinen wenigen Zeilen sechsmal die Buchstabenkombination ”K-L-I-M-A".
Mich erinnert dieses Pochen auf den Klimaschutz an eine Parabel: Vor vielen, vielen Jahren gab es unter den Menschen die absolute Gewissheit, dass die Erde eine Scheibe ist. Allmählich wurde man sich darüber klar, dass eine solche Scheibe für die Scheiben-Bewohner eine unermessliche Gefahr darstellt, das Leben auf ihr mit hohen Risiken verbunden ist. Man überlegte, was man zum Schutz des Lebens tun könne und beschloss, an den Rand der Scheibe eine feste Mauer zu bauen. Damit sollten Mensch, und Tier vor dem Absturz ins Nirwana bewahrt werden. Es kam nicht so weit, denn schon vor der Umsetzung der Baupläne ist die „Gewissheit" von der Scheibenform unserer Erde abhanden gekommen.
Wir sind bekanntlich heute sehr viel klüger als unsere Vorfahren! Nachdem wir uns vom Glauben an die Erdscheibe befreit hatten und zwischenzeitlich auch noch von der ”Gewissheit“, dass die Erde im Mittelpunkt des Weltalls steht und alle Gestirne um uns kreisen, besitzen wir nunmehr eine neue „Gewissheit“: Nicht die Verhinderung von Kriegen und Terrorismus oder die Ausrottung von Krankheiten, Hungersnöten und Unwissen sind die wichtigsten
Aufgaben der Menschheit, sondern die Verhinderung einer ”Klimakatastrophe“. Sie wird bekanntlich ausgelöst durch die Emission von Kohlendioxid bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas.
Kein noch so hochkarätiger Klimaforscher war allerdings bisher in der Lage, messtechnisch oder experimentell nachzuweisen, dass die so genannten Treibhausgase das Klima auf der Erde maßgebend oder überhaupt beeinflussen. Seit zehn Jahren wird es auf der Erde kühler, obwohl der Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre steigt. Ein Großteil der offiziellen Klimaforscher ignoriert das einfach, weil es nicht ”passt“!
Um nun auf die Angst vor der Kernenergie zurückzukommen: Die Vorräte an spaltbarem Material reichen noch viele Jahrhunderte, auch wenn in Zukunft diese Energiequelle weit umfangreicher genutzt wird. Man muss wissen, dass es neben noch nicht erkundeten Ressourcen die Möglichkeit gibt, ausgebrannte Spaltstoffe wieder aufzubereiten (in Deutschland - und
nur hier! - verboten), zur Brütertechnologie überzugehen (viele Länder arbeiten daran - Deutschland ist aus rein ideologischen. Gründen aus Forschung und Entwicklung ausgestiegen) und schließlich die riesigen Thoriumvorräte, die nach Umwandlung in Uran 233 eine wertvolle Energieressource darstellen, zu erschließen. Auf die künftige Nutzung der Kernfusion sei nur hingewiesen.
Dietmar Ufer. 04103 Leipzig
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