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Leserbrief Ein Verzicht auf Atomkraft wäre frivol von Daniel Offermann, FAZ 16.10.2008
Zum Artikel “Nach uns die Kernschmelze” von Robert Spaemann (FAZ-Feuilleton vom 06.10.2008): Die Endlagerfrage, speziell die Dauer der Strahlung des endzulagernden Atommülls, ist der Ausgangspunkt für ein eindringliches Plädoyer des hoch geschätzten Philosophen Spaemann gegen die Atomkraftnutzung. Dem sei hier eine andere, viel bedeutendere, ungelöste Endlagerfrage entgegengestellt: Nicht einige tausend Jahre (abgebranntes Uran) sondern praktisch unendlich beträgt die Verweildauer des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre. Hinzu kommt ein Vergleich der Dimensionen der Abfallmenge: Ein Atomkraftwerk produziert pro Jahr einige Tonnen strahlenden Abfalls, ein vergleichbares Gas- oder Kohlekraftwerk dagegen mehrere Millionen Tonnen Kohlendioxid. Das Beispiel Frankreich verdeutlicht, dass sich durch forcierte Atomkraftnutzung der Kohlendioxidausstoß drastisch verringern lässt: Frankreich weist bereits seit vielen Jahren einen Pro-Kopf-Ausstoß von Kohlendioxid auf (sechs Tonnen pro Kopf und Jahr), den Deutschland (zehn Tonnen) erst in nächster Zukunft erreichen wird, so denn die energie- und klimapolitischen Maßnahmen der Bundesregierung bis dahin auch wirklich greifen. Nehmen wir das Problem des menschenverursachten Klimawandels ernst, so wäre es, um es mit Spaemann auszudrücken, überaus “frivol”, auf die Nutzung der kohlendioxidfreien Atomkraft zu verzichten.
Daniel Offermann, Wuppertal
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