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Leserbrief ... Schildbürgerstreich

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Leserbrief Ein energiepolitischer Schildbürgerstreich
von Dr. Hartmut Wider, FAZ 06.08.2009

Zur Zuschrift von Leser Prof. Dr. Hellmut Wagner “Was Jürgen Trittin verschweigt und bagatellisiert (FAZ vom 31.07): Viele “meldepflichtige Ereignisse bei älteren Reaktoren gibt es deshalb, weil alle Ereignisse bei jedem Reaktor von Anfang an zusammengezählt (kumuliert) werden. Und das bedeutet, dass sie gut gewartet wurden und alle defekten oder alten Komponenten, die für die Sicherheit wichtig sind, ersetzt wurden. Nur recht neue Reaktoren hatten schwerere Unfälle: Three-Mile-Island war fünf Jahre alt und Tschernobyl zwei Jahre.

Unsere älteren deutschen Reaktoren mit nahezu 32 Jahren sind in Vergleich zu den Vereinigten Staaten im mittleren Alter. In den Vereinigten Staaten haben 54 Reaktoren schon eine Verlängerung auf sechzig Jahre, Anträge für zwölf weitere werden bearbeitet. Es erscheint wie ein Schildbürgerstreich, abbezahlte, gut gewartete, international gesehen keinesfalls alte Reaktoren abzuschalten, die viel Kohlendioxid vermeiden und viel Gewinn machen - von dem vielleicht ein Teil für eine bessere Wärmeisolierung von Häusern und Wohnungen verwendet werden könnte.

Weiterhin behautet Trittin, dass es noch keinen Anfang einer Renaissance im Neubau von Reaktoren gäbe. Nach der World-Nuclear-Association-(WNA)-Website sind zurzeit 47 im Bau, 133 bestellt oder fest geplant und 282 vorgeschlagen (wir verfügen derzeit über 435 kommerzielle Reaktoren). In Schweden wurde Anfang Juni dieses Jahres entschieden, das Endlager in einer Granit-Formation in der Nähe der Forsmark-Reaktoren zu bauen. Die Vereinigten Staaten haben seit zehn Jahren ein Endlager für radioaktiven Abfall aus der Kernwaffen-Produktion in einem Salzdom im Staat New Mexico.

Dr. Hartmut Wider, Bayrisch Gmain