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veröffentlicht 08.03.2012
Dr. Hans-Rudolf Lutz, 19.02.2012
Leserbrief Renaissance der Kernenergie
Herr Thomas Buss beginnt seine Replik zu meinem Leserbrief mit den 2 Sätzen: ”Da bricht doch einer tatsächlich wieder eine Lanze für die Atomenergie. Es ist schon enorm, wen wir alles in den Kantonsrat wählen“
Herr Buss meint also, dass nur noch einige Ewiggestrige an die Kernenergie glauben und dass man solche Leute wirklich nicht mehr in ein Parlament wählen darf!
Wenn man nicht nur mit ideologischen Scheuklappen Nabelschau betreibt, sondern mit freiem Blick in die Welt schaut, so gehören zu Buss’ Ewiggestrigen z. B. auch Präsident Obama, der – aus heutiger Sicht – ja recht gute Chancen für die Wiederwahl besitzt. Er hat mit Staatsbürgschaften die Voraussetzung geschaffen, dass jetzt, nach 30-jährigem Unterbruch, in den USA wieder neue Kernkraftwerke gebaut werden. Die Anlagen ”Vogtle 2 und 4“ am Savannah River im Bundesstaat Georgia haben vor 2 Wochen grünes Licht für den Bau und spätern Betrieb erhalten. In einigen Wochen werden ”Summer 2 und 3“ folgen und ein gutes Dutzend weiterer Kernkraftwerke sind noch in der pipe-line. Sie sind alle für eine Lebensdauer von mindestens 60 Jahren ausgelegt. So lange werden sie radioaktive Abfälle produzieren, die verfestigt, zwischengelagert und schliesslich einem Endlager zugeführt werden. In Finnland ist ein Endlager bereits in weit fortgeschrittenem Bauzustand. In USA wird es noch etwas dauern, aber bis spätestens 2050 wird auch dort mindestens eines fertig gestellt sein.
Weitere erwähnenswerte ”Ewiggestrige“ sind Cameron in England, Tusk in Polen, Sarkozy sowieso (auch Hollande will an der Kernenergie festhalten!), dann die Scheikhs der Vereinigten Emirate. Sie alle haben konkrete Pläne weitere Kernkraftwerke zu bauen oder neu in die Kerntechnologie einzusteigen. Die durch Fukushima-Daiichi kurz aufgehaltenen Renaissance hat wieder voll Tritt gefasst.
Das Schweizer Volk kann in etwa 3 Jahren abstimmen, ob es den (vorläufigen) Ausstiegsbeschluss von Bundesrat und Parlament sanktionieren will. Ich bin zuversichtlich, dass es diesen voreiligen und überstürzten Entscheid wegen der weltweiten Entwicklung rückgängig machen wird.
Hans-Rudolf Lutz, Kantonsrat, Lostorf/Schweiz
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