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veröffentlicht 19.04.2011
Dr. Ludwig Lindner
Fukushima Eins im Vergleich zu deutschen Kernkraftwerken
Zusammenfassung
In Japan sind zwei Kraftwerke unter dem Namen Fukushima vorhanden: Fukushima Eins
Daiichi) bestehend aus 6 Siedewasserreaktoren, Inbetriebnahme von 1971 bis 1979 und Fukushima Zwei (Daini) besteht aus 4 Siedewasserreaktoren, die von 1982 bis 1987 in Betrieb genommen wurden. Alle Anlagen sind direkt am Meer (Pazifik) gelegen.
Betroffen von der Katastrophe waren nur die Reaktoren von Fukushima Eins.
- Die Kernkraftwerke von Fukushima Eins haben dem Erdbeben standgehalten, sie wurden ordnungsgemäß heruntergefahren und waren außer Betrieb als der Tsunami die Schäden anrichtete.
- Die Ursache der Katastrophe von Fukushima Eins war der Tsunami mit Ausfall der Stromversorgungsnetze, der Notstromversorgung und der Versorgung mit Kühlwasser.
- Sicherheitseinrichtungen: Die japanischen Anlagen verfügen bei den Sicherheitseinrichtungen über 2 Stränge, während in den deutschen Kernkraftwerken dieser Bauart 4 Stränge vorgehalten werden (bessere Redundanz der deutschen Anlagen).
- Die Notstromdiesel waren bei Fukushima Eins im Maschinenhaus und zogen Wasser, bei Fukushima zwei und bei den deutschen und Schweizer Kernkraftwerken sind die Notstrom- diesel innerhalb des Reaktorgebäudes
- In den deutschen Kernkraftwerken stehen mehr Dieselgeneratoren zur Verfügung. Darüber hinaus sind in den deutschen KKW Anschlußstellen vorhanden, an die externe luftgekühlte Generatoren angeschlossen werden können.
- Die Siedewasserreaktoren von Fukushima Eins haben im Vergleich zu Deutschland ein viel kleineres Containment (Schutzhülle). Das bedeutet einen höheren Druckaufbau.
- Die Reaktoren von Fukushima Eins hatten im Gegensatz zu deutschen Siedewasserreaktoren keine Rekombinatoren, die gebildeten Wasserstoff zu Wasser umsetzen, In Fukushima bildete der Wasserstoff zusammen mit Luftsauerstoff Knallgas, das zu Explosionen führte.
- Missmanagement und Betrug beim Betreiber: Tepco. Tepco hat offenbar in vielen Punkten geschlampt.
- Fukushima Eins stand nach Angaben einer Internationalen Kernkraftwerks-Datenbank kurz vor der Stilllegung, die Im März 2011 durchgeführt werden sollte
Erdbeben Fukushima Eins:
Die Technik hat das Erdbeben beherrscht . Der Reaktor ist ordnungsgemäß heruntergefahren worden und KEINE der Abschaltmechanismen haben versagt. Und dies obwohl das Erdbeben wesentlich stärker war als die Auslegungvorgesehen hatte. Auch der massive Tsunami (siehe die dramatischen Satellitenbilder) hat zwar die Kühlwasserpumpen „außer Gefecht“ gesetzt, dennoch haben Batterien zuerst durchaus die Notkühlung gewährleistet.2)
Die japanischen Reaktoren schalteten sich auslegungsgemäß ab, als die Seismometer ansprachen. Damit wurde die Kettenreaktion in Reaktoren unterbrochen. Durch den gleichzeitigen Zusammenbruch des Hochspannungsnetzes sind die Anlagen zunächst im Notstrombetrieb weitergelaufen, bis der Tsunami die Notstromanlagen zerstörte,3)
Erdbeben in Deutschland:
Alle deutschen Kernkraftwerke sind gegen Erdbeben ausgelegt. Sie wurden so konstruiert oder nachträglich verbessert, dass sie bei einem Erdbeben sicher abgeschaltet werden können und die dann weiterhin erforderliche Kühlung gewährleistet ist. Für diese Auslegung wird in Deutschland das Erdbeben angenommen, mit dem man am jeweiligen Kraftwerksstandort rechnen muss. Über die Stärke dieses sogenannten Bemessungserdbebens ergeben sich für die Kernkraftwerke im Bereich der norddeutschen Tiefebene andere technische Anforderungen als beispielsweise für die im Oberrheingraben.1)
Tsunami in Japan:
Ursache des Unglücks in Japan war eine Verkettung zwier Naturkatastrophen: Das starke Erdbeben hat das Netz und nahezu die gesamte Infrastruktur zerstört.Der anschließend Tsunami führte zu einem Ausfall der Notstromanlage und des Kühlsystems. In Deutschland gibt es kein Erdbeben der Stufe 9 und keine Tsunamis.
Die externen Notstromsysteme in Fukushima wurden durch die Tsunamiwellen weggespült.3) Der zweite Angriff auf die Sicherheit war der Ausfall der Stromversorgungsnetze: Hierfür steht eine Notstromversorgung zur Verfügung. Auch diese soll zunächst funktioniert haben. Nach etwa einer Stunde erfolgte dann wohl der dritte Angriff auf die Sicherheit: der Tsunami. Durch ihn sind für die Sicherheit lebenswichtige Anlagenteile wie die Notstromversorgung oder die Versorgung mit Kühlwasser ausgefallen.1)
Sicherheitseinrichtungen in Japan und Deutschland: die japanischen Anlagen verfügen bei den Sicherheitseinrichtungen über 2 Stränge, während in den deutschen Kernkraftwerken dieser Bauart 4 Stränge vorgehalten werden. (Bessere Redundanz der deutschen Anlagen)3)
Dabei ist jetzt völlig klar, dass es ein Mangel an Nachbesserungsmassnahmen in Fukushima Eins war, welcher zur Katastrophe führte. Nämlich die nicht überschwemmungssicher gemachten, im Maschinenhaus platzierten Notstromdiesel.
Im etwas südlich gelegenen Fukushima Zwei sind diese Aggregate innerhalb des Reaktorgebäudes untergebracht. Sie sind Tsunamisicher und haben in allen 4 Siedewasser-Reaktor-Blöcken ordnungsgemäss funktioniert.
Ebenso haben die beiden Schweizer Kernkraftwerke mit Siedewasserreaktoren (Mühleberg und Leibstadt) den gleichen Sicherheitsstandard wie Fukushima Zwei. D. h. sie haben erdbeben- und überschwemmungssichere Notstromaggregate. Die ganze, völlig unqualifizierte Diskussion von Grünen, Sozialdemokraten bezieht sich nur auf Fukushima Eins 4)
Die Dieselgeneratoren zogen Wasser und wurden dadurch zerstört. In den deutschen Kernkraftwerken stehen mehr Dieselgeneratoren zur Verfügung. Darüber hinaus sind in den deutschen KKW Anschlußstellen vorhanden, an die externe luftgekühlte Generatoren angeschlossen werden können.
Der aktuelle Unfall im Kernkraftwerk Fukushima Eins (Daiichi) ist nicht der erste Zwischenfall in diesem Kraftwerk. Der 1. Reaktor dieser aus 6 Siedewasserreaktoren bestehenden Anlage ging 1971 in Betrieb. Besonders tragisch: Fukushima Eins stand nach Angaben einer Internationalen Kernkraftwerks-Datenbank kurz vor der Stilllegung, die Im März 2011 durchgeführt werden sollte.5)
Das Werk Fukushima Zwei (Daini) besteht aus 4 Siedewasserreaktoren, die von 1982 bis 1987 in Betrieb genommen wurden, auch direkt am Meer gelegen und 12 km von Fukushima Eins entfernt5)
Bei den Anlagen in Fukushima handelt es sich um Siedewasser-Reaktoren der Firmen General Electric, Hitachi und Toshiba.
Auch in Deutschland gibt es Siedewasser-Reaktoren: drei ältere Anlagen der Baureihe 69 (Brunsbüttel, Isar 1, Phillipsburg), eine neuere Anlage der Baureihe 69 in Krümmel und zwei Anlagen der Baureihe 72 (Gundremmingen B und C).3)
Die deutschen Siedewasser Reaktoren der Baulinie 69 des Herstellers Kraftwerks Union (KWU) sind eine sicherheitstechnische Weiterentwicklung. So liegen beispielsweise bei diesen Anlagen die Kondensationskammern für die Kühlung des Reaktors innerhalb des Sicherheitsbehälters. Dieses hat einige sicherheitstechnische Vorteile gegenüber den betroffenen Anlagen in Fukushima und erleichtert die Kühlung1)
Zur Strahlenbelastung in Japan:.2)
Vergleich Fukushima – Tschernobyl: In Tschernobyl ist eine Kombination aus menschlichem Fehlverhalten, Auslegungsdefiziten und mangelnder Aufsicht aufgetreten. In Japan waren es zwei auslegungsübergreifende Ereignisse, das schwere Erdbeben und der Tsunami. Im Gegensatz zu Fukushima, wo sich die Reaktoren auslegungsgemäß automatisch abschalteten, geriet bei Tschernobyl der Reaktor bei vollem Betrieb in einen instabilen Zustand,wodurch eine unkontrollierte Kettenreaktion ausgelöst wurde. Anders als in Fukushima gab es in Tschernobyl keine zusätzliches Containment (Schutzhülle)3)
- http://www.bmu.de/atomenergie_sicherheit/doc/47094.PH’#1
- Vor Ort-Bericht aus Japan von Dr.Andreas Kronenberg(IAEA-Inspektor/Wien)16.4.2011
- Fragen und Antworten zu den Ereignissen in Japan DAtF 16.3.2011
- Dr. Hans-Rudolf Lutz, Ehem. Leiter des Kernkraftwerks Mühleberg laut 2 Anlagenschemas von Fukushima I und Fukushima II, die kürzlich in der japanischen Zeitung „Asahi-Shinbun“ publiziert worden sind
- Rhein-Neckarzeitung 14.3.2011Fukushima Eins eine Geschichte von Störfällen
Dr. Ludwig Lindner
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