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Energiewende - Zwischenbilanz einer Jahrhundertaufgabe von Dr. Eckehard Franz, Coswig, vom 13.01.2009
(ein Versuch)

Nach 10 Jahren Energiewende ist es erforderlich, eine kritische Zwischenbilanz zu ziehen. Mit großer Sorge ist zu beobachten, dass die Energiepolitik zu einem ideologischen Kampffeld ohnegleichen geworden ist. Die Euphorie der ersten Jahre ist Ernüchterung gewichen. Erneuerbare Energien sind ins Gerede gekommen, weil Biokraftstoffe profitbringend mit Nahrung konkurrieren, Tiefengeothermie unsicherer ist als gedacht und die Wasserstofftechnologie noch lange unwirtschaftlich ist. Unversöhnlich stehen sich die Forderungen nach Beschleunigung des Umstiegs in die erneuerbaren Energien (nach selbstgesetzten, aber wie Naturgesetze verkündeten Zielmarken) und die totale Verneinung des ”menschengemachten Klimawandels“ als Verursacher einer Energiewende gegenüber. Stark steigende Energiepreise zu Lasten der Verbraucher und aller Wirtschaftszweige kontrastieren mit den Verweigerungen der betroffenen Bevölkerung gegen Kohlekraftwerke und gegen Windkraftanlagen und zeugen von zur Lösung drängenden Widersprüchen. 
Das seit zehn Jahren verfolgte offizielle Energiekonzept gleichzeitigen Ausstiegs aus Kernenergie und Kohle und ihrem Ersatz durch die erneuerbaren Energien Wind und Solar steht in seiner Logik und seinen ernsten Konsequenzen zur Debatte. Dieser deutsche Sonderweg findet hier zunehmend Kritiker und im Ausland keine Nachahmer.

Für die weitere Debatte können folgende Thesen gelten:

1. Die Versorgung mit Energie zählt zu den zentralen globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Dabei geht es um die verlässliche Bereitstellung von Strom, Wärme und Kraftstoffen, um Wohlstandssicherung und volkswirtschaftliche Entwicklung unter Beachtung der Auswirkung auf die Umwelt und das Weltklima.

2. Ständig sichere Versorgung mit Energie ist zu einem Grundbedürfnis wie Wohnung, Kleidung, Nahrung und somit zu einem Bestandteil der Daseinsvorsorge geworden. Der elitären und unsozialen Auffassung, dass Energie ein Luxusgut ist, das dem Klima schadet und darum knapper und teurer gemacht werden muss, ist nicht zu folgen.

3. Der aus Gründen der Ressourcenerschöpfung und des Klimawandels erforderliche Energiewandel ist ein tiefgreifender und langwieriger Prozess vom Rang einer Jahrhundertaufgabe. Er verlangt wissensbasierten Realismus und nicht ideologisch begründeten Aktionismus im künstlichen Wettbewerb um immer kürzere Ausstiegszeiten.

4. Das strategische Dreieck von Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit muss Grundlage jeder Energiepolitik sein und bleiben. Versorgungssicherheit bei hochtechnologischen Systemen bedeutet peinlichste Einhaltung der Konstanten von Natur und Technik. Dazu zählen hier Dauerverfügbarkeit, also Sicherung von Grundlast und Spitzenlast an 99,99 % aller Stunden eines Jahres, exakt definiert nach Spannung und Frequenz. Alternativen, die dem nicht entsprechen, können entgegen aller gegenteiliger Propaganda nur ergänzende Energietechnologien sein, aber nicht Ersatz. Das gilt auch in dezentralen Netzen.

5. Energieerzeugung ”kostenlos und unbeschränkt von der Sonne“ ist Selbstbetrug und Missbrauch der physikalischen Unkenntnis. Während die Kernenergie einen behebbaren Geburtsfehler hat, nämlich Tschernobyl, haben die solaren Energieformen Licht, Wärme und Wind einen unheilbaren Systemfehler, sie sind nicht grundlastfähig. Nur in der summarischen Aufrechnung der völlig unregelmäßig anfallenden Leistungen decken die WKA an Land 1600 Volllaststunden (=17%) und die Solarzellen 800 (=9%) von den 8760 Stunden eines Jahres ab. Offshore sind es auch nur 3500 Volllaststunden.
Die Rohware Wind- und Solarstrom wird nur Nutzlast, indem die konventionellen Kraftwerke diese Energiestromstösse über eine dynamische Netzführung zu Leistung kontinuierlicher Grund- und Spitzenlast veredeln. Ohne diese Auffüllung und Glättung wäre der Windstrom nutz- und wertlos, auch wenn die rein summarische Zusammenrechnung Milliarden Kilowattstunden ergibt. Die grundlastsichernden Kohle- und Kernkraftwerke sichern 90 % der Grundlast und laufen ständig mit. Noch keines konnte abgeschaltet werden. Besonders spürbar ist dies in diesen kalten Wintertagen, die jeden Tag mit fast 90000 Megawatt fast ein Drittel mehr Stromerzeugung verlangten als im Sommer und wo infolge der Flaute von den installierten 23.000 MW Windstrom nur 900 MW (= 4 %) eingespeist wurden. Diese Unregelmäßigkeit erhöht die Stromerzeugungskosten bei Wind um das vierfache und bei Solarzellen um das zehnfache gegenüber den Kohle- und Kernkraftwerken. Sie werden derzeit über den Preis einfach den Kunden auferlegt. Die hohen Startsubventionen für Erneuerbare dürfen nicht zur Dauereinríchtung werden. Kostenintensive „Tonnenideologie“ führte schon immer zu wirtschaftlichem Untergang.

6. Erste Grenzen der Belastbarkeit der Netze infolge der diskontinuierlichen Leistung der rund 20.000 deutschen Windkraftanlagen zeigten sich bereits. Die völlig unberechenbar jährlich auftretenden 200 Starkwindstunden führten im November 2006 zu einem 3 Milliarden Euro teuren europaweiten Gau, mitverursacht durch die schlagartige und vollständige Abschaltung der norddeutschen Windräder. Die Deutsche Netzagentur (DENA) empfahl daher gut begründet in ihrer Netzstudie 2007, die Windenergieleistungen bei 25 % des deutschen Stromverbrauchs zu begrenzen. 

7. Forschung und Entwicklung der erneuerbaren Energien sind zügig voranzutreiben. Aber: gleichzeitiger Ausstieg aus Kernenergie und Braunkohle und ihr vorrangiger Ersatz durch die derzeit bekannten erneuerbaren Energien Wind und Solar ist ein unrealistisches Programm. Der massive Einstieg der großen Stromkonzerne zeigt, dass sie dieses durch die Politik der Bundesregierung eröffnete Feld der Gewinnmaximierung gut erkannt haben.

8. Um Zeit zu gewinnen, ist die Kernenergie als Brückentechnologie erforderlich.

Fazit: Die aktuelle Energiepolitik gehört auf den Prüfstand, weil mit den derzeitigen Lösungen die angestrebte Vollversorgung mit „grünem“ Strom in Deutschland nicht möglich ist. Wind, Sonne, Biomasse und Speicherkraftwerke sind notwendige, entwicklungsfähige und ausbaufähige Komponenten, aber sie können die Grund- und Spitzenlastversorgung durch Kohle und Kernenergie nicht ersetzen.