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Aktualisierung
Elektrospeicherheizungen wirtschaftlich interessant
Die Energiewende macht vorhandene Nachtstrom-Speicherheizungen und andere große Stromverbraucher klimapolitisch und wirtschaftlich interessant Prof. Dr.-Ing. Hans Petry, mailto:petryconsulting@arcor.de 15.10.2012 Sachverständiger für Elektrotechnik, Ratingen
Für den Erfolg der Energiewende werden in Deutschland dringend Energiespeicher und Lastverschiebungen benötigt, damit die Energieversorgung sicher bleibt, da Windkraft- und Fotovoltaikanlagen nicht immer Strom liefern können und manchmal zu viel liefern.
Die in den Gebäuden in Deutschland noch vorhandenenen etwa 2 Millionen Nachtstrom-Speicherheizungenen können dazu fast ohne neue Investitionen genutzt werden, wenn man diese Speicher möglichst in den immer häufiger auftretenden Zeiten auflädt, in denen zu viel Wind- und Fotovoltaikstrom erzeugt wird und dieser Strom dann an der Börse billig ist.
Dieses Speichervolumen entspricht ungefähr der Hälfte der derzeitigen Leistung aller deutschen Windkraft- und Fotovoltaikanlagen.
Zugleich kann diese Heizungsart verbilligt werden und wird weniger CO2 freisetzen, da die bisherige Aufladung mit vergleichsweise teurem Nachtstrom und damit verbundener größerer CO2-Erzeugung auf schätzungsweise 30 % reduziert werden kann.
Die örtlichen Stromversorger und Netzbetreiber müssten entspechende Lieferverträge mit Anbietern von überschüssigem Strom abschließen und dann flexibler als bisher die vorhandenen Rundsteueranlagen ein- und ausschalten. Vorteilhaft kann es hierbei sein, die vorhandenen Aufladesteuerungen zu optimieren.
Das RWE hat hierfür bereits ein fertiges und erprobtes Konzept. Es fehlen noch Tarifangebote dieses neuartigen "RWE-Windstroms" für die Verbraucher. Die Bundesnetzagentur befasst sich zurzeit mit den Auswirkungen der flexibleren Lastprofile im Vergleich zur bisherigen Nachtspeicherheizung.
Ein Wettbewerb wäre hierbei zur Weitergabe der Kostensenkung an die Verbraucher wünschenswert, indem dieser Heizstrom von anderen Anbietern direkt zu den Verbrauchern durchgeleitet werden kann. Dazu müssten die örtlichen Netzbetreiber die Rundsteuerungen einschalten, solange an der Börse die Wind- und Fotovoltaik-Strompreise sehr niedrig sind.
Großversuche mit attraktiven Tarifangeboten sind dringend zu empfehlen, um Erfahrungen zu sammeln und hierbei auch den Einfluss auf das Netz zu untersuchen.
Die in einigen Verordnungen enthaltenen Vorschriften, Elektrospeicherheizungen nicht mehr neu zu installieren und alte sogar stillzulegen, sollten bald aufgehoben werden. Hier ist ein Umdenken erforderlich. Zu bedenken ist, dass viele Betreiber alter Nachtstromspeicher-Heizungen nicht das Geld für eine teure Umstellung der Heizungsart, beispielsweise auf eine Wärmepumpe, haben und eine Verbilligung der Heizkosten sehr begrüßen würden. Kürzlich hat die Bundesregierung bereits angekündigt, in einer neuen Energiesparverordnung das bisherige Verbot von Nachtspeicherheizungen abzuschaffen.
Überschüssiger preiswerter Strom kann auch in Nah- und Fernwärmeanlagen (wie jetzt schon in Hamburg und in Flensburg), in Wärmepumpen, in Solarwärme-Anlagen für Heizung und Warmwasser und bei der elektrischen Strahlungsheizung mit Teilspeicherung als zusätzliche CO2-arme Zusatzheizung wirtschaftlich eingesetzt werden, wenn entsprechende einfache Installationen geschaffen werden.
Auch andere große Stromverbraucher mit ebenfalls sehr großen Stückzahlen wie Wasch- und Spülmaschinen, Wäschetrockner, Kühlanlagen und künftig Elektroautos könnten zum wirtschaflichen Vorteil der Verbraucher mit diesem Strom mit Hilfe vorhandener Runsteueranlagen (später auch mit Smart Grid) versorgt werden.
Da der Strom generell durch sehr hohe gesetzliche Aufschläge stark verteuert wird, bringt die Nutzung des zeitweise billigen Wind- und Fotovoltaikstroms voraussichtlich nur eine Preisreduzierung von etwa 10 %, bei starkem Wettbewerb vielleicht mehr.
Die Preisaufschläge können vermieden werden, wenn der Verbraucher, soweit möglich, den Strom und die Solarwärme auf seinem Hausdach selbst erzeugt, wie dies bei den stark gedämmten Passivhäusern zunehmend vorgesehen wird, teilweise sogar ganz ohne Stromanschluss mit Batterie- und Wärmespeichern im Haus.
Die Energiewende in Verbindung mit der künftigen Strom- und Wämeversorgung von Häusern wird noch zu sehr interessanten Lösungen führen, wobei der erwartete Klimawandel mit dem Temperaturanstieg in Deutschland sich eher als Vorteil herausstellen könnte, wenn dann nicht zu viel elektrisch gekühlt wird.
Literatur:
Kleimaier, M., Schwarz, J.: Elektro-Speicherheizung - neue Anwendung statt Verbot. Energiewirtschaftliche Tagesfragen 59 (2009) S. 28-29.
Becksmann, U.: www.nnka.de
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