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veröffentlicht 04.09.2012
Dr. Ludwig Lindner
Eine Reise nach Cernobyl
Die Vladimir Memorial Nuclear Power Station (benannt nach Chernobyl, der nächstgelegenen Stadt), liegt etwa 120 km entfernt von der ukrainischen Hauptstadt Kiev.
Auf der zweistündigen Busfahrt von Kiev nach Chernobyl ist man beeindruckt, wie dünn das Land besiedelt ist. Die Ukraine ist etwa zweimal so groß wie die Bundesrepublik, die Bevölkerung ist aber nur halb so groß, also etwa 45 Millionen.
30 Kilometer vor dem Kraftwerk ist der erste Kontrollpunkt. Hier muss man den Pass vorzeigen, den man zuvor schon bei der Behörde registrieren lassen musste. Die Hintergrundstrahlung an dieser Stelle entspricht der Hälfte des in Deutschland üblichen Durchschnittswerts. Innerhalb dieser Zone ist es erlaubt zu wohnen und zu arbeiten und einige Menschen tun das.
Der nächste Kontrollpunkt ist 10 Kilometer vor dem Kraftwerk. Die Stadt Chernobyl, die im 12. Jahrhundert gegründet wurde, liegt knapp vor dieser Zone und ist heute nur dünn besiedelt. Die Straßen wirken normal und sehr ordentlich, sind aber weitgehend leer.
Der nächste Kontrollpunkt kommt nach weiteren zehn Kilometern. Hier beginnt ein Abschnitt, in dem niemand leben darf; aber 3000 Arbeiter arbeiten hier seit 22 Jahren, ohne dass ihre Gesundheit darunter gelitten hätte. In drei Kilometer Abstand vom Reaktor liegt die Stadt Prypyat, benannt nach dem nahe gelegenen Fluss. Auch hier ist die Strahlungsstärke die gleiche, wie die Hintergrundstrahlung, die an allen Orten der Welt zu messen ist. Zur Zeit des Unfalls lebten in der Stadt 45 000 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren und mit 1000 Geburten pro Jahr. Von diesen 45 000 Bewohnern arbeiteten 3000 auf dem Gelände des Reaktors. Viele von ihnen arbeiten auch heute noch dort. Sie leben in der neu gegründeten Stadt, die außerhalb der 30Kilometerzone errichtet wurde. Die Arbeiter fahren täglich mit der Bahn .
Wenn man durch das verlassene Prypyat geht, hat man das Gefühl, in einer Geisterstadt zu sein. Am Tag nach dem Unfall wurde die Stadt evakuiert, aber nicht aus Furcht vor der Strahlung, sondern aus Angst vor einer weiteren Explosion , die durch erhitztes Wasser hätte verursacht werden können ( Wasser, das zum Löschen des Feuers benutzt worden war). Abschalten der drei anderen Reaktoren und ein Baustop von zwei weiteren Reaktoren und das Verlassen der Stadt wären nicht nötig gewesen. Sie fanden dennoch statt unter dem Druck von Westeuropa und besonders von Deutschland.
Wenn man an dem Kraftwerk selbst ankommt, hat man den überwältigenden Eindruck einer gigantischen Einrichtung. Auf dem Gelände stehen vier 1000 Megawatt Reaktoren (mit der zerstörten Nummer 4). Zwei weitere Reaktoren sind riesige Bauruinen. (Zum Vergleich: Auf dem Gelände von Biblis am Rhein stehen zwei 1200 MW Reaktoren.).
Es muss betont werden, dass die Ukraine ein sehr unterentwickeltes Land ist und das besonders in der nördlichen Hälfte. Deshalb war dieses große Infrastrukturprojekt von extremer Wichtigkeit für die Entwicklung des Landes.
Die Anstrengungen das Desaster des Reaktorunfalls in den Griff zu bekommen waren heroisch und ganz enorm. 3000 Bergleute gruben in einem Monat mit Schaufeln einen Tunnel unter den Reaktor, um dadurch sicher zu stellen, dass das Grundwasser vor der Verseuchung durch den Reaktor geschützt war. 300 000 Soldaten übernahmen unter extrem schwierigen Bedingungen die Reinigung. Wegen der hohen radioaktiven Strahlung waren einige, die besonders nah am Zentrum waren, jeweils nur wenige Minuten im Einsatz. Weitere 300 000 Zivilisten waren ebenfalls an den Anstrengun-gen beteiligt und natürlich waren auch die Arbeiter des Kernkraftwerks während der gesamten Zeit im Einsatz.
Im Gegensatz zu den wilden Behauptungen von Greenpeace gibt es keine Beweise für irgendwelche Gesundheitsprobleme dieser 600 00 Menschen. Von den 134 Feuerwehrleuten, die der höchsten Dosis an Radioaktivität ausgesetzt waren, starben 50 (und nicht mehr, wie vielfach behauptet wird). Von Gesundheitsproblemen ist festzustellen, dass 6000 Fälle von Schilddrüsen krebs festgestellt wurden, von denen 15Fälle tödlich verliefen. Dies sind Zahlen, die vom United Nations Scientific Commitee für die Strahlenschäden erarbeitet wurden und das sind die einzigen zuverlässigen wissenschaftlichen Zahlen.
Das vorrangige gesundheitliche Problem sind psychosomatische Krankheiten, Drogen und Alkoholismus.
Ein anderes Problem sind die Milliarden von Dollars, die für unsinnige und unnötige Projekte und Maßnahmen gespendet wurden. Es gibt wahrscheinlich keinen guten Grund, warum die Reaktoren heute keine Energie produzieren sollten. .Die Ukraine ist kein reiches Land und nur durch preiswerte und zuverlässige Energie kann es sich entwickeln.
Dr. Ludwig Lindner
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