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Die Sonne stellt keine Rechnung aus

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veröffentlicht 13.04.2012

Karl-Heinz Schmidt
Leserbrief RZ vom 17.03.2012 zu Interview Franz Alt

Die Sonne stellt keine Rechnung aus

Franz Alt hat wieder zugeschlagen. Seit Jahrzehnten verbreitet er Illusionen, die sich aus technischen, physikalischen und meteorologischen Gründen nicht erfüllen können.

Er hat offenbar noch nicht registriert,

  dass das Jahr 8.760 Stunden hat
  dass die Photovoltaik nur 800 Stunden davon zur Stromversorgung beitragen kann und  
  auch nur dann, wenn die Sonne es will
  dass die Windkraft im Binnenland nur 1.500 Stunden schafft; Offshore- Anlagen könnten
  3-4000 Stunden erreichen, wenn der Wind es will.
  dass Strom immer in dem Augenblick erzeugt werden muss, in dem er vom Verbraucher
  angefordert wird. Sekundengenau, mit der richtigen Spannung und der exakten Frequenz.
  Man kann nicht, getrieben von finanziellen Verlockungen, aus Spaß an der Freud Strom zu
  jedem beliebigen Zeitpunkt ins Netz einspeisen.

Trotz aller Prophezeiungen von Franz Alt und unseren „Energiepolitikern“: Solarenergie und Windkraft sind für eine zuverlässige Stromversorgung allenfalls Ergänzungen, aber keine solide Grundlage.

Schon jetzt klagen Unternehmen, vor allem die Stahl- und die Aluminiumindustrie, massiv über Frequenz und Spannungsschwankungen im Stromnetz, verursacht durch nicht exakte Einspeisung in das Stromnetz, die zu Produktionsstörungen führen.

Aber das scheint Herrn Franz Alt nicht zu interessieren.

Stefan Kohler, Chef der halbstaatlichen Deutsche Energie-Agentur lieferte dazu in einem Gutachten die Zahlen: Wenn die Pläne der Bundesregierung realisiert werden sollten, muss die angestrebte Leistung zu 95 % durch regelbare Kraftwerke besichert werden. Damit wird lt. Kohler eine Sicherheit der Stromversorgung von 99 % erreicht. Klingt hoch, wäre aber fatal: Bezogen auf die Zahl der Jahresstunden entspräche dieser Sicherheitsgrad einem Ausfall von 88 Stunden für jeden Verbraucher, Private bis hin zur Industrie. Zur Zeit haben wir – noch – eine Ausfallquote von einer Viertelstunde im Jahr. Regelbare Kraftwerke – das sind i. W. Kohle-, Kern- und Gaskraftwerke. Aus technisch-physikalischen Gründen ist es nur begrenzt möglich, die enormen Schwankungen der Einspeisung aus den „Erneuerbaren“ mit diesen Wärmekraftwerken zeitlos auszugleichen. Zur Überbrückung müssen dazu Schnellstarter eingesetzt werden, i. W. Speicherkraftwerke. Und davon haben wir – gemessen an der heute bereits erreichten Leistung der ”Erneuerbaren“ von fast 40.000 MW, nur knapp

7.000 MW. Aus geologischen Gründen und wegen der mit Sicherheit zu erwartenden Proteste aus Gründen des Landschaftsschutzes ist bei diesen Anlagen ein Ausbau auf die notwendige Reserveleistung von rd. 60.000 MW nicht zu realisieren; sie wäre z. B. erforderlich, um einen Zeitraum von 8 Tagen ohne Wind und Sonne zu überbrücken.

Zu den Illusionen des Herrn Franz Alt: Trotz der bei den ”Erneuerbaren“ inzwischen installierten hohen Leistung konnte bisher kein Kohlekraftwerk stillgelegt werden. Im Gegenteil: In der extremen Kälteperiode im Februar mussten die Versorger einige in Kaltreserve stehende Anlagen in Deutschland und Österreich wieder anfahren, um den Strombedarf zu decken.   

Die Folgen für unsere Wirtschaft und unsere Sozialstrukturen wären verheerend, wenn diese Illusionen, aber auch die Pläne der hohen Politik zur Realität würden. Damit erledigt sich aber auch die Forderung des Herrn Franz Alt, die Stromversorgung der Bundesrepublik bis 2030 vollständig auf ”Erneuerbare“ umzustellen.

Es würde den Rahmen eines Leserbriefes sprengen, wenn ich auf alle Ausführungen des Herrn Franz Alt eingehen würde. Deshalb nur einige Punkte:

”Die Sonne stellt uns keine Rechnung aus.“ Stimmt. Die Sonne nicht, aber das Versorgungsunternehmen. Es stellt uns die öko-diktatorisch vom Staat festgelegten, völlig überhöhten Einspeisevergütungen in Rechnung und leitet unsere Zahlungen an die Betreiber der Wind- und Solaranlegen weiter. Recht hat Alt mit der Forderung, die „Erneuerbaren“ in den Entwicklungsländern zu installieren. Dort, wo – noch – keine exakte Netzregelung erforderlich ist, dort gehören sie hin, nicht in unser High-Tech-Land als Störfaktor.

„Wir sind Weltmarktführer in der Solartechnik“ – Warten wir mal, Herr Alt. Inzwischen kommen die meisten Solarpaneele aus China, und dort schaffen wir mit unseren Einspeisevergütungen eine Menge Arbeitsplätze. Im Übrigen kommen Wirtschaftsforscher, u. a. das gewerkschaftsnahe Bremer Energie-Institut zu dem Schluss, das aus dem Ausbau der ”Erneuerbaren“ auf dem Arbeitsmarkt ein Negativeffekt zu erwarten ist. Der Grund: Die Bindung von Kapital, das für produktive Investitionen nicht mehr zur Verfügung steht und der allen Stromverbrauchern durch die überhöhten Preise aufgezwungene Konsumverzicht durch das Energie-Einspeise-Gesetz.

”Mancher mag Windräder als störend empfinden. Ich finde sie schön.“ Ich nicht, Herr Alt.

Dr. Dr. Hans-Joachim Mengel, Politikprofessor an der FU Berlin und Gründer der Anti-Windkraft-Bürgerinitiative ”Rettet die Uckermark“ bringt das Problem des Landschaftsschutzes auf den Punkt: ”Wir erleben die schlimmsten Verheerungen des Landes seit dem Dreißigjährigen Krieg“ 22.000 Windquirle verzieren bereits Deutschlands früher so schöne Landschaften. Z. Z. wird das Bayrische Voralpenland mit Windparks beglückt. Nicht zu vergessen: Auch unsere Erholungsgebiete um Haltern sollen nicht verschont bleiben.

Und ob Herr Franz Alt die Windanlagen immer noch schön findet, wenn er sich mit den Forschungsergebnissen führender Mediziner zum Thema Infraschall befassen würde, den Windanlagen generell emittieren und der zu schweren gesundheitlichen Schäden bei Mensch und Tier führt??? Über psychische Schäden bei Nachbarn der Anlagen und über die Tatsache, dass tausende von Vögeln durch die Propeller geschreddert werden, hat er sicher noch nicht nachgedacht.

Zum Schluss eine Empfehlung an Herrn Alt: Er sollte sich mit dem elektro-physikalischen Lehrstoff der gymnasialen Mittelstufe aus seiner Schulzeit befassen. (Damals konnte man die Physik noch nicht abwählen) Der befasst sich mit dem seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bekannten Gesetzmäßigkeiten, die auch noch heute die Grundlagen der Stromversorgung bilden. Ich kann mich noch gut an meinen genialen Physik-Pädagogen Prof. Schürholz vom Hittorf-Gymnasium Recklinghausen erinnern, der mir diese damals wie heute gültigen Kenntnisse vermittelt hat.

Verlag J. Bauer KG
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