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veröffentlicht 23.01.2011
Dr. Lutz Niemann vom 14.01.2011
Wie mag Deutschlands zukünftige Energieversorgung aussehen?
Preiswerte und allzeit verfügbare Energie ist die Grundvoraussetzung für unser Leben im heutigen Wohlstand. Das gilt insbesondere für die Edelenergie ”Strom“!
Rund ein Jahr hat es gedauert, bis die schwarz-gelbe Koalition endlich ihr Wahlversprechen eingelöst hat und ein Energiekonzept für unsere zukünftige Versorgung vorgestellt hat, Drucksache 17/3049 mit Datum vom 28.9.2010. Unser Land soll eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung erhalten, so steht es in der Überschrift. Aber was dann auf 20 Seiten ausgeführt wird, kann diesen hehren Ansprüchen nicht genügen. Das Energiekonzept enthält zwei wesentliche Punkte:
- eine Laufzeitverlängerung für die bestehenden Kernkraftwerke und
- eine Aufzählung von Zielen für eine Zukunft mit weitgehender Versorgung durch erneuerbare Energien.
An beiden Punkten ist erhebliche Kritik zu üben.
1. Die Laufzeitverlängerungen um 8 Jahre bei älteren Anlagen und 14 Jahre bei jüngeren Anlagen bedeuten 40 bis 46 Jahre Gesamtlaufzeit unserer Kernkraftwerke. Nun werden bei unseren Kernkraftwerken seit Anbeginn alle Anlagenteile wie Armaturen, Ventile, Pumpen u.a.m. gewartet und je nach Bedarf durch Neuteile ersetzt. Nur der Reaktordruckbehälter ist nicht austauschbar, und dieser Behälter verändert sich durch die Neutronenbestrahlung im Laufe der Zeit in seinen mechanischen Eigenschaften. Daher ist die Einsatzzeit des Behälters bestimmend für die Gesamteinsatzzeit des Kraftwerkes. Für Biblis wird heute eine mögliche Gesamteinsatzzeit von 83 Jahren extrapoliert. Somit bedeutet die Beschränkung auf 40 Jahre die Hälfte der technisch möglichen Einsatzzeit; das ist gleichbedeutend mit dem Verschrotten eines hochwertigen Autos, z.B. BMW oder Audi oder Mercedes nach nur ca. 6 Jahren. Die Laufzeitverlängerung bedeutet im Klartext, dass auch Schwarz-Gelb die vorzeitige Abschaltung der Kernkraftwerke vor dem Ende ihrer technischen Lebensdauer will, im Vergleich mit den Zielen von Rot-Grün nur um 8 bis 14 Jahre später. Vernünftig wäre eine Entscheidung gewesen, wie sie vor der von Rot-Grün initiierten Energiewende bestand: Betriebsgenehmigung bis zum Ende der technisch möglichen Betriebszeit. Alles andere ist eine unsinnige Verschrottung von Volksvermögen im Wert von vielen Milliarden EURO, wie es schon durch die Aufgabe der Kraftwerke in Hamm-Uentrop, Kalkar, Mülheim-Kärlich, Stade und Obrigheim demonstriert wurde. Bezüglich der Laufzeit der Kernkraftwerke sollte sich Deutschland auch an anderen Ländern orientieren. So haben in den USA 60 der 104 Kernkraftwerke eine Laufzeit von 60 Jahren bewilligt bekommen, die Kernkraftwerke in der Schweiz und Schweden haben eine unbefristete Betriebsgenehmigungen.
2. Als Ersatz wird auch von Schwarz-Gelb die Versorgung durch Erneuerbare gesehen, daher wird die Kernkraft als ”Brückentechnologie“ benannt. Betrachten wir als Beispiel die Stromversorgung, so ist dabei die Aufstockung des Anteiles der Erneuerbaren von derzeit ca. 15% auf 35% bis 2020 vorgesehen, bei Erhalt von deren unbegrenztem Einspeisevorrang und deren weiterer Subventionierung. Es bleibt unklar, wie das gehen soll. Die Hauptstütze des Grünen Stroms bleibt der Windstrom, und dieser kann nur bei Starkwind fließen. Die Windkraftanlagen an Land können über das Jahr gerechnet nur 15 % ihrer technisch möglichen Kapazität liefern, bei den Offshore- Anlagen sollen es 35 % sein. Windstrom wird niemals zuverlässig nach Bedarf fließen. Bei Erhalt der Subventionen werden neue Windräder aufgestellt werden. Damit sind die Kriterien Zuverlässigkeit und Bezahlbarkeit nicht erfüllbar. Noch schlimmer sieht beides bei Solarstrom aus, denn Solarstrom ist noch teurer und fließt nur an Sommertagen. Die Solarstromanlagen können über das Jahr gerechnet nur 10 % ihrer technisch möglichen Kapazität liefern.
Als Ausweg aus der Zwickmühle wird Speicherung angesehen, allerdings wird auch hier die Realität vollkommen verkannt. Die Rechnung ergibt, dass in 2020 zur Überbrückung einer 10-tägigen Windflaute die Kapazität an Pumpspeicherkraftwerken um rund das 100-fache höher als heute sein müsste. Die dafür erforderlichen Gebirge gibt es nicht, da helfen auch schwammige Hinweise auf vorhandene Möglichkeiten in den Alpen oder in Norwegen nicht weiter, denn diese gibt es ebenfalls nicht.
Was ist zu tun?
Die Ansicht der Kernkraft als einer „Brückentechnologie“ ins Zeitalter der Erneuerbaren ist eine Fata Morgana-Sichtweise aus Rot-Grünem Märchenland. Was zukunftsfähig sein kann, wird ersichtlich an der Energievorräten, die unsere Erde bietet. Es sind die Reichweiten für
- Erdöl einige Jahrzehnte
- Erdgas etwa das doppelte vom Erdöl
- Kohle einige Jahrhunderte
- Kernspaltungsenergien Uran und Thorium einige Hunderttausend bis Million Jahre
Der Blick in die Zukunft ist nun einmal immer schwierig, es kommt daher auch nicht so sehr auf einen Faktor 2 bei der Reichweite an, es müssen die Größenordnungen betrachtet werden. Und da zeigt sich: wer für seine Kinder und Kindeskinder vorsorgen will, der wird ihnen nicht die Zukunft verbauen durch Ausstieg aus den fast unerschöpflichen Quellen der Kernspaltungsenergien Uran und Thorium. Für unser Land sollten auch nicht Reichweiten in Jahren maßgeblich sein, sondern es sollte gefragt werden, wie lange das rohstoffarme Land Deutschland noch das Geld besitzt, um die erforderlichen Energierohstoffe zu kaufen. Mit gelegentlicher Stromversorgung unserer Industrie durch Wind- oder Solarstrom wird dieses Geld nicht verdient werden können.
Liebling der Medien – und wie wir sehen auch der Regierung – sind in Deutschland die Erneuerbaren. Diese sind in der Tat auch unerschöpflich, allerdings reichen sie nicht für die 82 Millionen Menschen in Deutschland, und sie reichen auch nicht für den heutigen Wohlstand, den jeder gern für sich und unser Land erhalten möchte.
Die fossilen Quellen Öl, Gas und Kohle sind für etliche Bereiche unersetzlich, wie das sind:
- Das Transportgewerbe, insbesondere der Flugbetrieb, unverzichtbar in der globalisierten Arbeitsteilung.
- Die Sicherstellung der Ernährung: Die Versorgung von Millionenstädten verlangt eine industrialisierte Landwirtschaft mit landwirtschaftliche Großmaschinen, denen eine hohe Leistung von z.B. 100 PS tatsächlich abverlangt wird. Die dafür notwendige Energiedichte besitzen nur fossile Energieträger, Elektroantrieb scheidet aus. Ein gleiches gilt für Großmaschinen am Bau.
- Der Bereich der Werkstoffe: Kunststoffe, Chemie, Herstellung von Eisen aus Erz und vieles andere.
Aus dieser Sicht sind der heutige gigantische Verbrauch der fossilen Energien im Bereich der Gebäudeheizung ein Luxus auf Kosten der Zukunft. Heizung mit Kernenergiestrom ist möglich und damit das Gebot der Vernunft, dazu wäre das heutige Modewort „Nachhaltigkeit“ angebracht.
Der Kernspaltungsenergie gehört die Zukunft. In vielen Ländern der Erde ist das inzwischen erkannt worden. Ausführliches zur Renaissance der Kernkraft ist unter zu finden (und natürlich auch an anderen Stellen). Die Kernspaltungsenergie wurde unter sehr viel Sorgfalt entwickelt, daher ist sie heute sicher zu handhaben, besonders in Deutschland, das nach internationalem Standard die besten und sichersten Kernkraftwerke der Welt besitzt. Für Radioaktivität gilt wie für alle anderen Stoffe der Satz des Paracelsus „Erst die Dosis macht das Gift“. Die ganze Natur ist voll von Radioaktivität, die von Menschen gemachte Radioaktivität sollte immer im Vergleich mit der Natur gesehen werden. Eine schädigende Dosis ist selten, lässt sich mit hoher Sicherheit vermeiden, das haben 14 000 unfallfreie Reaktorbetriebsjahre der westlichen Kernkraftwerke bewiesen. Die möglichen Gefahren der Radioaktivität bei hohen Dosen werden weltweit maßlos übertrieben, und bei dieser Übertreibung ist Deutschland ebenfalls Weltmeister. Es gibt auch kein technisches Problem der Endlagerung für die Spaltprodukte, es gibt nur ein politisches Problem zu dessen Lösung. Was man nicht lösen will, wird auch nicht gelöst.
Wenn Forschung für die Zukunft gefordert wird, dann kann das bei Erneuerbaren Energien nichts bringen, denn deren Nachteile – Flaute bei Wind und der Untergang der Sonne am Abend – lassen sich nie beseitigen. Es gibt andererseits noch viele Forschungsmöglichkeiten bei der Kernspaltungsenergie, denn in den heutigen Reaktoren wird noch nicht einmal ein Prozent der im Natururan enthaltenen Kernbindungsenergie genutzt. In der Fachwelt spricht man von den Reaktoren der Generation 4, Deutschland hatte mit deren Entwicklung früher begonnen als alle anderen Staaten der Welt und viel erreicht, heute hat sich Deutschland leider ausgeklinkt.
Die Ostseepipeline für unsere Versorgung mit russischem Gas ist in Bau, es geht zügig voran. In den letzten 8 Jahren wurden 11 Gaskraftwerke bei uns fertig gestellt, es gab keine Proteste von NGO’s, wie sie gegen Kohlekraftwerke organisiert werden. Das wird so weiter gehen. Wenn nach den Plänen von Schwarz-Gelb in 8 Jahren die Abschaltung der nächsten Kernkraftwerke ansteht, werden Gaskraftwerke die Versorgung problemlos übernehmen können, was derzeit noch nicht der Fall ist. So wird unsere Abhängigkeit vom russischen Erdgas bei der Wärmeversorgung auf die Stromversorgung ausgedehnt werden: 1) durch die unverzichtbaren Schattenkraftwerke für Wind und Solar und 2) absehbar in 8 Jahren durch den Fortfall der Kernkraftwerke.
Wir fordern daher:
- Schluß mit dem deutschen Sonderweg: Wind und Sonne können uns nicht versorgen, und unsere landwirtschaftlichen Flächen sind zur Nahrungsmittelerzeugung und nicht zum Anbau von Energiepflanzen erforderlich, insbesondere weil weltweit Menschen verhungern.
- Rückkehr zur Kernspaltungsenergie als Energiequelle der Zukunft, die als einzige die Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllt.
Weltweit werden die verständigen Menschen über die Dummheit der Deutschen lachen. Sie werden es aber nicht zeigen, wenn unser Land sich freiwillig aus dem globalen Wettbewerb ausklinkt. Es steht zu vermuten, dass es mit dem Frieden in Deutschland vorbei ist, wenn durch steigende Preise und verknappte Ressourcen der Bürger die wahre Lage erkennt.
Dr. Lutz Niemann
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