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Deutsche Energiepolitik ...

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veröffentlicht 08.05.2011

 Dr. Lutz Niemann

Die deutsche Energiepolitik der Zukunft

Die Energiepolitik ist ein riesiges Thema, gerade nach den neuerlichen Ereignissen in Japan: Wie viel Energie brauchen wir? Welche Energien gibt es und wo lagern sie? Die Kontroverse Kernkraft oder Erneuerbare? Was wollen die Parteien? Wie gefährlich ist die Kernkraft? Rezepte der Volksverführung? Was ist sinnvoll für Nachhaltigkeit?

All diese Punkte auszuführen, würde Bücher füllen. Daher können die folgenden Aussagen nicht im einzelnen begründet werden. Der Bürger ist aufgefordert, sich des Themas anzunehmen, um Sinn und Unsinn in der aktuellen Diskussion unterscheiden zu können.

Woher kommt unser Wohlstand?

Ohne Energie geht nichts! Für unseren Lebensunterhalt brauchen wir Geld, und Geld lässt sich nur erarbeiten, dazu ist Energie erforderlich. Am wichtigsten ist die Edelenergie STROM, diese Energieform lässt sich überall einsetzen, nur nicht im Transportbereich (Das E-Auto ist eine Illusion, es gibt keinen physikalisch oder elektrochemischen Prozess, der die erforderliche Energiespeicherung ermöglicht). Wir brauchen: 1) Nahrungsmittel (das letzte Hungerjahr in Deutschland war 1923), 2) eine warme Wohnung im Winter (in unseren Breiten), 3) eine Arbeit für ein erfülltes Leben (siehe Ereignisse in den Krisenstaaten Tunesien, Ägypten, Libyen...).

Die Energievorräte der Erde

Es sind die Reichweiten für

  • Erdöl     einige Jahrzehnte
  • Erdgas    etwa das doppelte vom Erdöl
  • Kohle     einige Jahrhunderte

Kernspaltungsenergien Uran und Thorium einige Hunderttausend bis Million Jahre

Da Deutschland nur von Kohle nennenswerte Vorräte besitzt, zudem auch aus der Steinkohle aussteigen will, sind weniger die Reichweiten wichtig, sondern es sollte gefragt werden, wie lange das rohstoffarme Land Deutschland noch das Geld besitzt, um die erforderlichen Energierohstoffe zu kaufen.

Die Zahlen zur Reichweite zeigen, dass nur die Kernspaltungsenergien das Potential für eine Nachhaltige Versorgung bieten, das ist begründet durch deren millionenfach größerer Energiedichte im Vergleich zu den fossilen (da spielen die Genauigkeiten der Angaben keine Rolle). Die fossilen Quellen Öl, Gas und Kohle sind für etliche Bereiche unersetzlich, wie das sind:

Das Transportgewerbe, insbesondere der Flugbetrieb, unverzichtbar in der globalisierten Arbeitsteilung.

Die Sicherstellung der Ernährung: Die Versorgung von Millionenstädten verlangt eine industrialisierte Landwirtschaft mit landwirtschaftliche Großmaschinen, denen eine hohe Leistung von z.B. 100 PS tatsächlich abverlangt wird. Die dafür notwendige Energiedichte besitzen nur fossile Energieträger, Elektroantrieb scheidet aus. Ein gleiches gilt für Großmaschinen am Bau.

Der Bereich der Werkstoffe: Kunststoffe, Chemie, Herstellung von Eisen aus Erz...

Zu 1) und 2) ist Erdöl erforderlich, dieses lässt sich auch aus Kohle herstellen (nach Fischer-Tropsch). Es sollten daher die kostbaren Ressourcen des Erdöls für die Zwecke 1 bis 3 reserviert werden. Der heutige gigantische Verbrauch der fossilen Energien im Bereich der Gebäudeheizung ist ein Luxus auf Kosten der Zukunft. Heizung ist mit Kernenergiestrom möglich und damit das Gebot der Vernunft, dazu wäre das heutige Modewort „Nachhaltigkeit“ angebracht.

Wegen der hohen Energiedichte von Uran und Thorium ist Kernenergie die billigste Energie, allerdings wird der Kernkraftstrom in Deutschland mutwillig verteuert, um so zu deren negativen Image beizutragen (in USA in der Erzeugung 1,1 EURO-ct/kWh, in Deutschland das doppelte).

Kernkraft oder Erneuerbare Energie?

Das Programm der Energiewende, der Ersatz der Kernkraft durch die Erneuerbaren Energien – hierbei sind Wind, Sonne, Biomasse gemeint – ist ein Fantasieprogramm, es ist unmöglich. Die einfachsten Gründe sind die banalen Tatsachen des Sonnenuntergangs am Abend, die landesweiten Flauten und die Notwendigkeit der Lebensmittelerzeugung. Kernkraft liefert Grundlaststrom rund um die Uhr, Wind und Sonne dagegen nur sporadisch nach den Zufällen der Natur. Und Strom lässt sich nur für Kleinanwendungen speichern, niemals für die Versorgung einer Großstadt (die gesamte Kapazität aller Speicherkraftwerke Deutschlands könnte München gerade für 2 Tage versorgen). Der oft angeführte Ausweg über Biomassekraftwerke ist eine Illusion, es geht nicht. Allein die vollständige Einführung von E10 erfordert schon eine Getreidemenge, von der 10 Millionen Menschen leben könnten – daher ist E10 ein unchristliches Unterfangen in einer Welt voller Hunger.

Unser Stromnetz muß im Lastfolgebetrieb gefahren werden, das gelegentlich gebrauchte Analogon vom Netz als einem „Stromsee“ ist falsch (dennoch war es schon in einer Infobroschüre von E.ON zu finden). Stromerzeugung und Verbrauch müssen sich ständig in einem Gleichgewicht befinden, die Erzeugung muß dem Verbrauch folgen. Wind und Sonne können das nicht. Daher müssen Schattenkraftwerke im Hintergrund die Zufallsschwankungen durch Wind und Sonne ausgleichen. Dazu sind am besten Gaskraftwerke (Turbinen) geeignet, auch Kohle- und Kernkraftwerke können es in gewissem Rahmen. Je mehr Wind- und Sonnenstrom ins Netz eingespeist wird, desto mehr andere Kraftwerke müssen angeheizt in stiller Reserve stehen, das ist eine unnötige Vergeudung von Ressourcen.

Was will die Politik?

Mit dem Energiekonzept (Drucksache 17/3049) hat sich die CDU/CSU/FDP-Regierung klar zu den Zielen von Rot-Grün bekannt: Energiewende, Übergang von der Kernkraft als „Brückentechnologie“ zu Erneuerbaren. Die Energiewende kostet unser Land 2011 als Einspeisevergütung für Strom ca. 17 Mrd. EURO. Festgelegt auf 20 Jahre sind das zum Fenster hinaus geworfene 340 Mrd. EURO (brutto, d.h. mit MwST). Weitere Kosten für Netzausbau und Regelkraftwerke sind nicht gerechnet. Die Kriterien Bezahlbarkeit und Zuverlässigkeit sind beim Energiekonzept nicht erfüllt, dennoch wird dieses behauptet.

Der Großteil vom Strom der Erneuerbaren wird vom Wind geliefert, und das wiederum zu Starkwindzeiten (und Solarstrom im Sommer bei Schönwetter in den Mittagsstunden zusätzlich). Dieser Spitzenstrom kann schon heute nicht mehr sinnvoll verwandt werden, er muß unter Zusatzkosten entsorgt werden. Wenn die Bundesregierung ein MEHR an Erneuerbarem Windstrom will, dann fließt dieser ebenfalls bevorzugt als Spitzenstrom zu Starkwindzeiten. Der gewünschte weitere Ausbau der Erneuerbaren bringt damit erhöhte Kosten bei der Erzeugung, und dann weitere Kosten bei seiner Entsorgung, weil er nicht gebraucht werden kann – welch ein Unsinn!

Einige wichtige Dinge werden nur undeutlich gesagt, diese Punkte machen den Unsinn des Energiekonzeptes deutlich:

  • Ein ”erheblicher Teil des Strombedarfs ist zu importieren“. Diese Aussage ist richtig, sie bedeutet den Ersatz der eigenen Kernkraftwerke durch neu zu bauende KKWs der Nachbarn (z.B. in Bau bei Königsberg), also Ersatz der sichersten KKWs durch weniger sichere KKWs.
  • ”Lastmanagement auf der Nachfrageseite“ (manchmal umschrieben durch „smart grid“) bedeutet Stromabschaltungen, wenn Wind und Sonne nicht liefern können.
  • ”Bedarfsgerechte Stromerzeugung“ durch Erneuerbare: Man will also die Sonne dann scheinen lassen (oder den Wind zum wehen bringen), wenn man den Strom braucht, im Winter und besonders bei Nacht. Vollkommener Unsinn!
  • ”Erneuerbare an den Markt heranführen“, das wäre in der Tat nützlich und richtig, wird aber von Anbeginn nicht gemacht, denn die Einspeisevergütungen sind für 20 Jahre auf unveränderlich hohem Niveau gesetzlich festgelegt.

Risikotechnologie Kernkraft?

Die Kernenergie hat ein spezielles Risiko, das ist die Radioaktivität. Der SPIEGEL hat dazu geschrieben: ”Legenden vom bösen Atom“, DER SPIEGEL, 47/2007, S. 160 – 164; sehr sachlich, und vor allen Dingen richtig, daher sehr zu empfehlen.

Jetzt ist in Fukushima ein Kernkraftwerk zerstört worden, und dazu noch viele Häuser, Autos, Straßen, Brücken. Alles wird repariert werden, oder es muß verschrottet und durch Neues ersetzt werden. Menschliches Leben kann nicht ersetzt werden. Daher sollte man die Katastrophe in Japan nach der Zahl der zerstörten menschlichen Leben messen: Zahl der Opfer durch das Erdbeben, durch die Flutwelle, durch das Kernkraftwerk. Durch Erdbeben und Flutwelle kann es um die 28 000 oder mehr Todesopfer geben. Anhand der Daten zum Strahlenpegel bei Fukushima lässt sich abschätzen (heute am 30.4.2011), dass außerhalb des Kraftwerkes keine Menschen zu Schaden kommen werden, auch wenn massenhaft „Vorsorgewerte“ überschritten werden (Daten siehe unter ). Innerhalb des Kraftwerkes gibt es Fälle der Strahlenkrankheit (?), wir hoffen auf Gesundung der Mitarbeiter, vielleicht wird es dort NULL Opfer durch die Strahlung geben.

Die Kernkraft wurde über Jahre hinweg zu einer „Risikotechnologie“ gemacht, durch ständige Wiederholung immer der gleichen Totschlagvokabeln. Das geschah weltweit, aber mit überragender Heftigkeit in Deutschland. Dabei ist es genau umgekehrt, die Kernkraft ist eine der sichersten Techniken überhaupt, und Radioaktivität ist eine der harmlosesten Umweltnoxen (s. SPIEGEL). Die kaputten Kraftwerke ohne menschliche Opfer (bisher) von Fukushima sind gerade der Beweis für die Sicherheit der westlichen Leichtwasserreaktoren. Natürlich geht es immer noch besser, aber die bisher einzigartige Reaktorkonstruktion des THTR, bei der ein Stromausfall keine Aktivitätsfreisetzung zur Folge haben kann, wurde in Deutschland entwickelt, zwei Jahre lang betrieben, dann aber von der Politik in NRW (unter Johannes Rau) abgewürgt. Dieser Thorium-Hochtemperaturreaktor wird heute in anderen Ländern weiter entwickelt und gebaut. Auch der Brüter wird recht erfolgreich in Russland betrieben und weiter entwickelt.

Zu den Methoden der Volksverführung

Menschliche Verhaltensweisen werden bestimmt vom

  • Herdenverhalten (Solomon Asch-Versuch, daraus entstand „Die Schweigespirale“ von Frau Noelle-Neumann) und vom
  • König, das ist der Herrscher, Präsident, Pfarrer, Lehrer oder sonst eine Respektsperson (siehe Stanley Milgram-Versuch, wo die Respektsperson nur durch einen weißen Kittel dargestellt wird). Eine Person an der Spitze kann die Meinung eines ganzen Volkes in seine Richtung drehen, weltweit haben es viele Diktatoren bewiesen.

Solange das Volk (oder bedeutende Teile vom Volk) nicht lesen und schreiben kann, ist die Verführung relativ einfach. In der modernen Welt kommt die Beherrschung der Medien hinzu: Leitmedien bestimmen den Weg, die anderen folgen. Wenn nur Falsches berichtet wird, glaubt der Mensch auch das Falsche. (Ein Beispiel: Durch Dioxin ist noch kein Mensch zu Schaden gekommen, dennoch wurde durch ständige Wiederholung daraus ein „Gefahrstoff“, mit dessen Hilfe eine Skandalisierung problemlos gelingt, wie kürzlich erneut bewiesen wurde). Heute kommt das Internet hinzu, es eröffnet ganz neue Möglichkeiten der Information. Die Zukunft wird noch manche Überraschung bringen.

Trittin hatte mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) einen Köder ausgelegt, das ist Geld, denn mit dem Erneuerbaren Energie kann richtig „Kohle gemacht“ werden durch die Betreiber der Anlagen. Den Köder haben die C-Parteien gefressen und machen nun das schmutzige Geschäft für ihn. Die CSU hat ihren Wunsch zu mehr Erneuerbaren Energien längst in ihrem Grundsatzpapier festgeschrieben. Man kann verdienen am eigenen Untergang, seit 2000 Jahren nennt man das Judaslohn. Und um Ausreden für das eigene Verhalten ist der Mensch noch nie verlegen gewesen. Das Energiekonzept der CDU/CSU/FDP oder der kurz zuvor veröffentlichte „Energiepolitische Appell“ sind beste Beispiele der Volksverdummung.

Ein deutscher Kanzler/in könnte die Akzeptanz der KE in Deutschland herstellen, wenn er/sie es denn wollte, geht nicht sofort, es würde natürlich dauern, vielleicht recht lange.

Was bringt die Zukunft?

Niemand kann diese Frage beantworten, aber man kann den Weg betrachten, auf dem sich die Welt zur Zeit bewegt. Es geht nun einmal nicht ohne die Kernenergie, die ganze Welt hat das verstanden, nur Deutschland nicht. Die Renaissance der Kernkraft hat überall begonnen, in den aufstrebenden Staaten in Fernost, in den ölreichen Sonnenstaaten des nahen Ostens. Viele Länder haben die Notwendigkeit der Strom- und Energieversorgung für Leben und Wohlergehen begriffen, nur Deutschland bewegt sich auf dem Weg zurück ins Mittelalter.

Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz hat sich Deutschland einen Klotz ans Bein gebunden, der immer schwerer wird, und der eines baldigen Tages unsere exportorientierte Industrie strangulieren wird. Verlorene Arbeitsplätze kommen nicht wieder zurück.

Durch die Abschaltung unserer Kernkraftwerke muß der Ersatzstrom von unseren Nachbarn kommen, dazu gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Von Kernkraftwerken, die als unsicherer als unsere eigenen eingeschätzt werden. Frankreich hat noch etwas Kapazität, und Russland hat mit dem Bau eines KKW bei Königsberg (heute Kaliningrad) schon begonnen.
  • Die Ostseepipeline für unsere Versorgung mit russischem Gas ist in Bau, es geht zügig voran. In den letzten 8 Jahren wurden 11 Gaskraftwerke bei uns fertig gestellt, es gab keine Proteste von NGO’s, wie sie gegen Kohlekraftwerke organisiert werden.

So wird Deutschland zahlen müssen, zunächst wohl nur für Strom, aber wenn die Abhängigkeit total ist, ist dem Preisdiktat Tür und Tor geöffnet. Es wird die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder verbaut, eine De-Industrialisierung Deutschlands droht.

Das Risiko der Kernkraft ist klein, kleiner als bei allen anderen Möglichkeiten der Stromerzeugung. Die „Energiewende“ als Alternative hat in den letzten 10 Jahren dazu geführt, dass die Landwirtschaft bei uns zu ca. 20% von der Nahrungsmittelerzeugung auf die Energieerzeugung umgestellt wurde. Daher steigen die Nahrungsmittelpreise weltweit mit bösen Folgen für die Hungernden (natürlich spielen auch noch andere Gründe mit). Das Risiko für die Hungernden ist real und folgenschwer. Hier besteht eine Aufgabe für christliche Kreise. Es wird interessant werden, ob die nach dem Fukushima-Unfall neu ins Leben gerufene Ethikkommission diesen Aspekt beachtet

Dr. Lutz Niemann