Home > Braunkohle > Braunkohle und Archäologie
Braunkohle und Archäologie von Dr. Ludwig Lindner vom 10.05.2008
Im Helmstedter Braunkohlereviers baut die BKB AG (Braunschweiger Kohle Bergbaugesellschaft) stark salzhaltige Kohle ab im Tagebau “Schöningen“ an der Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Vor der Wende wurde zu beiden Seiten der innerdeutschen Grenze abgebaut. Dabei wurde pragmatisch der Grenzzaun beweglich je nach den Abbau-Bedingungen verschoben.
Im Tagebaufeld wurde Ende der 90 er Jahre eine archäologische Sensation in der Braunkohle gefunden: mehrere Holzspeere (bekannt geworden als Schöninger Speere), deren Alter auf 400. 000 Jahre veranschlagt wird und auch Knochen von Pferden und Wildtieren. Dies wird wohl ein Umdenken über die Menschheitsgeschichte nach sich ziehen, denn der Neanderthaler wird auf “nur“ 50.000 Jahre geschätzt.
Vorbildlich ist dabei die Zusammenarbeit zwischen der BKB und den Archäologen.
Als man die historische Fundstelle geortet hatte, wurde der Bagger aufwändig umgesetzt und für die Archäologen eine “Nase“ im Tagebau stehen gelassen. Die Fundstücke aus der Braunkohle kann man im Museum in Schöningen bestaunen.
Im Kraftwerk Buschhaus wird die Braunkohle mit einem Einsatz von 300 t Kohle/Stunde im Grundlastbetrieb zur Stromerzeugung von 380 MW Leistung eingesetzt. Wegen des hohen Salzgehaltes der Kohle muss eine Verbrennungstemperatur unter 11000 C eingehalten werden. Dadurch entsteht bei der Verbrennung weniger Stickoxid, so dass auf eine Entstickungsanlage verzichtet werden konnte. Die entstehenden Rauchgase werden in einer Rauchgasentschwefelungsanlage (REA) nach dem Kalkstein-Waschverfahren gereinigt, indem die Kalksteinsuspension in einem Sprühturm über mehrere Sprühebenen gewaschen wird. Der letztlich anfallende Gips wird per Rohrleitung in einen benachbarten Tagebau verspült. Die Vorräte an wirtschaftlich gewinnbarer Braunkohle werden etwa im Jahr 2015 erschöpft sein.
Aber für die künftige Zeit hat man sich gerüstet. BKB betreibt auf seinem Betriebsgelände eine Müllverbrennungsanlage (“Thermische Restmüllverbrennung TRV“) in der in 2 Verbrennungslinien bis zu 350.000 t Restabfall verarbeitet werden kann. Der Müll wird auch aus Hannover, Braunschweig und dem Harz per LKW und Bahn angeliefert, in einem Müllbunker mit 20.000 m3 Volumen zwischengespeichert und nach Vermischung der Verbrennung zugeführt. Der durchschnittliche Heizwert liegt bei 13.000 kJ/kg (Braunkohle10.500 kJ/kg).
Bei BKB, die zum E.ON-Konzern gehört – seit Ende 2007 E.On Energy from Waste - laufen die Fäden für alle Müllverbrennungsanlagen von E.ON zusammen, u. a. Hannover, Göppingen, Stapelfeld und Magdeburg-Rothensee. Das Unternehmen E.ON Energy from Waste ist mit 3 Mill. t /Jahr Verbrennungskapazität an 16 Standorten das größte Abfallverbrennungsunternehmen in Deutschland. Es werden ca. 1.600 GWh Strom und mehr als 1.200 GWh Wärme produziert.
Die Gegend ist auch kulturell interessant:
- die heutigen Museen im Bereich der ehemaligen innerdeutschen Grenze, wie das Grenzlandmuseum in Helmstedt, die ehemalige DDR-Grenzkontrollstation Marienborn und die noch erhaltenen Grenzanlagen bei Hötensleben.
- romanischer Dom in Königslutter, in dem Kaiser Lothar (von Supplinburg, 1075 –1137) begraben
- Museum Till Eulenspiegel in Schöppenstedt.
www.bkb.de www.schoeningerspeere.de http://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_Buschhaus http://www.eon-energyfromwaste.com/
Dr. Ludwig Lindner
|