Google

WWW
buerger-fuer-technik.de
 

Auswirkungen der Abschaltung ...

Home > Kernenergie ab 2010 > Auswirkungen der Abschaltung ...

veröffentlicht 17.10.2011

Dr. Lutz Niemann, 12.10.2011

Über die Auswirkungen der Abschaltung unserer Kernkraftwerke im März 2011 auf unsere Stromversorgung

Nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami in Japan Mitte März wurden in Deutschland auf Anweisung der Regierung 7 Kernkraftwerke mit einer Leistung von rund 7000 MW in der Grundlast plötzlich von Netz genommen. Diese Leistung musste ersetzt werden. Wie das geschehen ist, wird vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft () in einem Bericht behandelt, er heißt „Auswirkungen des Moratoriums auf die Stromwirtschaft“ und zu finden unter . Auf vielen Seiten mit vielen Diagrammen (die in einen Extra-Bericht noch einmal gesondert dargestellt werden) wird die Situation geschildert. Die wichtigsten Aussagen dieses Berichtes werden im Folgenden zusammengefasst:

 Vor dem Moratorium war Deutschland ein Netto-Exporteur von Strom, denn bei Starkwindzeiten – und zunehmend auch bei hoher Photovoltaikeinspeisung – floss ein hoher Anteil des EEG-Stroms ins benachbarte Ausland. Dieses hat sich durch das Moratorium gewandelt, Deutschland wurde zu einem Netto-Importeur von Strom. Die Änderung entspricht etwa einer Dauerleistung von rd. 5.400 MW und damit etwa ¾ der abgeschalteten Kernenergie-Leistung. Der Wegfall der Stromerzeugung aus Kernkraftwerken in Deutschland wird somit überwiegend durch Stromimporte gedeckt (siehe dazu Abb. 19 auf Seite 29 des Berichtes).

Insbesondere hat sich der Stromimport aus Frankreich durch die Abschaltungen erhöht, im Mittel um ca. 58%. Das entspricht im zeitlichen Mittel rund 1000 MW Leistung und im Maximum 4000 MW. Dieser Stromimport bedeutet, dass ein bis vier französische Kernkraftwerke die Stromversorgung Deutschlands sicherstellen.
Da in Frankreich sehr viel Strom für Heizzwecke verwendet wird, ist der Bezug des Ersatzstroms im kommenden Winter je nach Witterung eventuell nicht möglich. Dann ist mit ernsten Engpässen in Deutschland zu rechnen, besonders in den frühen Abendstunden, in denen die Stromspitzen bisher schon von ausländischen Kraftwerken abgedeckt wurden.

Die Stromexporte in die Schweiz, Österreich und Niederlande haben sich verringert, der Stromexport aus Tschechien hat sich erhöht. Der Stromaustausch mit den übrigen Nachbarn hat sich nur unwesentlich verändert.

Gleichzeitig mit den Abschaltungen sind die Strompreise an der Strombörse um etwa 0,6 bis 1,2 ct/kWh angestiegen. Die Preise für CO2-Emissionsrechte sind ebenfalls um ca. 10% gestiegen.

Die Probleme werden sich in Zukunft verstärken, besonders durch die zeitlich stark schwankenden Einspeisungen von Wind- und Solarstrom verursacht (siehe dazu Abb. 28 auf Seite 36 des Berichtes). Diese Einspeisungen erreichen im Maximum 30 000 MW, wenn die Spitzen von Wind- und Solarstrom zusammenfallen. Im Minimum tragen Wind- und Solarstrom nur weniger als 1000 MW zur Versorgung bei, so dass zu diesen Zeiten der Strom vollständig von konventionellen Kraftwerken geliefert werden muß.

Zu der Absicht der deutschen Politik nach einer „Energiewende“ sagt Hildegard Müller vom BDEW in der Einleitung zum Bericht: „Die Unternehmen der Energiewirtschaft wollen den Umbau der Energieversorgung. Sie sehen deutlicher als viele andere Akteure die Notwendigkeit aber auch die Chancen und Herausforderungen dieses Umbaus.“ – Es ist unbegreiflich, diese Äußerung von einer Fachfrau zu hören. Die politisch gewollte „Energiewende“, nämlich der Ersatz der Kernkraft in der Grundlastversorgung durch fluktuierende Quellen wird niemals möglich sein, denn die Sonne geht abends unter, der Wind hat meistens Flaute, und Stromspeicherung in größerem Umfang ist unmöglich.

Es ist inzwischen das eingetreten, was Realisten schon immer klar war: Deutschland bekommt jetzt seinen Ersatzstrom von Kraftwerken seiner Nachbarn, und zwar fossilen wie auch Kernkraftwerken – schließlich geht es nicht anders. Und es wird teurer.Die Aussage der Kanzlerin, dass die Abschaltung deutscher Kernkraftwerke nicht durch den Bezug von ausländischem Kernkraftstrom führen solle, ist durch die Wirklichkeit widerlegt worden.

Deutschland hat die sichersten Kernkraftwerke, darin waren sich bisher alle einig, und diese Tatsache wurde auch von der IAEA in Wien (International Atomic Energy Agency) bestätigt. Diese Kernkraftwerke werden abgeschaltet, und Deutschland bezieht den Ersatzstrom aus nicht ganz so sicheren Kernkraftwerken jenseits seiner Grenzen – das ist ein nicht zu übertreffender Schildbürgerstreich, genau das Gegenteil von intelligenter Energiepolitik.

Dr. Lutz Niemann