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veröffentlicht 26.04.2011
Dr. Andreas Kronenberg
Leserbrief zu Artikel Interview mit Greenpeace-Chef, FAZ Sonntagszeitung am 24.04.2011
Ich wundere mich doch sehr über das Interview mit dem Politikwissenschaftler und Greenpeace-Chef Kumi Naidoo. Mehrere Dinge kommen mir in den Sinn. Schon lange frage ich mich, warum Greenpeace als glaubwürdig gilt. Diese Organisation ist so wenig glaubwürdig wie fachlich kompetent. Letzteres wird in dem Interview wieder einmal überdeutlich. Aber zuerst zur Glaubwürdigkeit: Wenn die Leute sich mal die Zeit nehmen würden in den Geschäftsberichten zu blättern, dann findet man schnell heraus, dass Greenpeace nur Aktionen macht, wo Presse (sprich Spendengeld) ist. Es ist ein Unternehmen, welches gewinnorientiert operiert und längst nicht mehr auf unpopuläre (wirkliche) Gefahren hinweisst. Darum haben sich ja auch viele der Gründungsmitglieder aus Greenpeace zurückgezogen und einer der Gründungsväter, Patrick Moore, tritt heute öffentlich für die Kernenergie ein. Ein bisschen nachdenken würde den Menschen vielleicht auch eine Frage aufdrängen, wo denn eigentlich die Expertise von Greenpeace herkommen soll. Hat da jemand von denen Kerntechnik oder Strahlenschutz studiert? Hat neuerdings eine private Organisation die Genehmigung radioaktive Eichquellen zu besitzen, um ihre Dosismessgeräte zu kalibieren? Mit irgendeinem ungeeichten Zähler etwas zu messen, ist absolut unsinnig. Die Zahlenwerte können alles bedeuten. Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass sich Greenpeace wieder einmal nur zum kurzen Fototermin in Japan gezeigt hat, natürlich business class Flugticket. Und ansonsten bewusst mit der Angst der Menschen spielt. Fragen über Fragen. Aber Nachdenken wird heute nicht mehr gefragt.
Aber hier nun einige Anmerkungen zum Interview. Er behauptet die Kernenergie würde teuerer, weil neue Anforderungen an Kraftwerke durch Fukushima kommen. Dabei vergisst er wohl, wie alt der Fukushima Reaktor ist und dass man heute bei der Generation 3+ ist, wo man auf passive Sicherheitssysteme baut. Ganz anders als dieser alte Reaktor in Fukushima. Weiterhin behauptet er fresch, dass niemand weiss was bei einer Kernschmelze zu tun wäre. Auch hier irrt der Gute. Ein Studium der Fachliteratur oder der deutschen Risikostudie Kernkraftwerke, würde ihn schnell eines besseren belehren. Dann behauptet er, dass "die Atomindustrie niemanden in die Augen sehen kann, wenn es zur Endlagerfrage kommt". Da mag er wohl recht haben, aber nicht weil es ungelöst wäre, sondern weil die Grünen (Trittin) die Erkundung massiv behindert, ja sogar damals mit dem Memorandum Öffentlichkeit im Salzstock verboten hat. Was hatte der Herr Trittin da nur zu verbergen?
Auch die Bemerkung von Naidoo, dass andere folgen würden, wenn Deutschland aus Kerntechnik aussteigt, ist eine sehr seltsame Sicht. Nach Tschernobyl hat Deutschland auch als einzigstes einen harten Ausstiegskurs gefahren, und niemand ist gefolgt. Man hat sich nur über Deutschland gewundert. Selbst in Japan selbst sind ja fast alle Reaktoren wieder in Betrieb!
Auch seine Hoffnung auf einen weltweiten Konkurrenzkampf um Umwelttechnologien und eine Vorreiterrolle der Deutschen muss man eine Absage erteilen. Hier werden keine Arbeitsplätze geschaffen. Solarzellen kommen längst zum Grossteil aus China.
Absurd wird das ganze Interview dann im Mittelteil, wenn er sich doch allen Ernstes selbst wiederspricht. Er sagt, Kernenergie kann beim Klimaproblem nicht helfen (warum nur, wo es doch kein CO2 emittiert?), und dann gleich weiter unten sagt er, dass so viele Atomkraftwerke ließen sich gar nicht bauen um die Klimaziele zu erreichen. Wenn er vom "verstopfen" der Leitungen mit Atomstrom redet, dann wird vielleicht ein bissle klar, dass hier eine klare Lobbyarbeit geleistet wird, für die die sich goldene Nasen am EEG verdienen.
Noch kurz zu meiner Motivation. Mich erinnert die ganze Fukushima-Diskussion sehr an Tschernobyl - wir haben tatsächlich nichts dazugelernt. Damals (als Tschernobyl passierte) war ich 15 Jahre alt und hatte meinen allerersten Ferienjob gesichert. Ein echt gutbezahlter Job bei der Akademie der Wissenschaften. Als ich mich zum Arbeitsantritt im Labor melden sollte, war da so ein Zeichen an der Tür "Vorsicht Strahlung". Ich hatte all den Unsinn in den Nachrichten gelesen über Tschernobyl, über mutierte Kühe mit zwei Köpfen u.s.w. Ich hatte Angst vor Strahlung und überlegte ob ich den Job überhaupt machen soll und dann vielleicht früher sterbe. Nur weil mir jemand den Job besorgt hatte, wollte ich diese Person nicht enttäuschen und bin mit sehr mulmigen Gefühlen in das Labor gegangen. Es ist müssig zu erwähnen, dass das Zeichen nur auf sehr schwache Eichquellen hinwiess die im Tresor schlummerten und ich in dem Alter ohnehin gesetzlich gar keiner Strahlung ausgesetzt hätte werden dürfen.
Erst während meines Studiums später hab ich begriffen, dass solche Mutationen durch Strahlung gar nicht so schnell auftreten können und dass es mißgebildete Tiere ganz ohne Radioaktivität (als Laune der Natur) hin und wieder gibt. Und daher versuche ich nun aufzuklären, wo ich nur kann. Sicher, das Thema ist halt sehr komplex und die Leute misstrauen was sie nicht riechen, schmecken und fühlen können. Dennoch ist und bleibt Kerntechnik eine saubere sichere Energieform und wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, brauchen wir sie weiterhin. Ich denke der Treibhauseffekt und das verrückte Wetter sind bereits eine Tatsache. Falls Sie Fragen haben, bin ich gern bereit zu antworten. Anbei auch ein sehr privater Bericht an Freunde, der Ihnen aber vielleicht dennoch einen Eindruck gibt.
Mit besten Grüssen Dr. Andreas Kronenberg
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